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Zentrale Indikatoren für den Krisenbeginn 3.0 (Stagflation-Variante)

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Krisenfrüherkennung ... diesmal in der Stagflation Variante.

 

Seinerzeit hatten wir hier im Forum 2007/2008 (Klick Beginn Zinszyklus) und 2019/2020 (Klick Ende und Beginn nächster Zinszyklus) mal wichtige Krisenindikatoren zusammengetragen.

Wie immer poste ich am Beginn des Fadens die wichtigsten KPIs und Links zu den aktuellen Daten (Wertigkeit in Klammern: 1=höchste Eignung und vglw. präzise Vorhersagekraft, ..., 10=sehr geringe Eignung).
Diesmal spricht viel für eine Stagflation. Daher bin ich auf Eure Vorschläge gespannt wie man das KPI-Set auf eine Früherkennung eines Stagflation-Crashes ausrichted.

 

Eigentlich ist der jetzige Zinszyklus noch nicht abgeschlossen und bisher sind die Märkte selten vor der dritten Zinserhöhung der FED kollabiert. Allerdings wird die FED bis Jahresende in raschem Tempo mit Zinserhöhungen fortfahren und daher plane ich schrittweise mein Portfoliorisiko weiter zu reduzieren. Das der Ukraine-Krieg direkt zu einem Crash beitragen wird, glaube ich nicht (sofern er nicht weiter eskaliert). Allerdings wird der Krieg und vor allem die Sanktionen die Inflation zusätzlich anheizen, so dass die Zinszyklus möglicherweise diesmal schneller abläuft.

Zudem ist die US Zinsstruktur (10Y-2Y) invertiert, was bereits ein Alarmzeichen ist. Daher werde ich den Markt von jetzt an wieder etwas enger beobachten.
 

 

Indikatoren Krisenbeginn:

 

A) Rezessionsindikatoren mit längerem Vorlauf

Zinsstruktur USA (1), 3M-/2Y-10Y (1)

Zinsstrukturen International (2)

CME-FED-Watchtool (3), Forward rates US (3), Forward rates ECB (5), Forward rates Canada (10), FED-rate-monitor Investing.com (10)

IPOs (5), SPAC and IPOs USA (5)

 

B) Inflationsprognosen

Inflation Moore (4)

Michigan Survey (7)

Break-Even-Rates (6), 10Y-Inflation Expectation (6)

Wage Growth Tracker (5), Lohnkosten (6)

Commodities (5; siehe unten)

FED Philadelphia - SFP (8), NY FED Inflation Expectation (9)

Taylor Rule (5)

Capacity Utilization (10)

Inflation Nowcasting (10), PCE (10), PCE ex Food,Energy (10), Trimmed Mean PCE 1m (10), PCE 1m (8)

 

C) Rezessionsindikatoren (Wirtschaft) mit kürzerem Vorlauf vor Rezessionen (bzgl. Aktien-Tops eher Gleichlauf)

BaR MoC (4)

GDP Nowcast Atlanta FED (4)

ClearBridge U.S. Recession Risk Indicators (6)

Zinssenkungen / -erhöhungen der FED, Zinsen (5)

ECRI WLI (6)

LEI (Conference Board) US (7), EU (10)

ISM (8)

PMI (8)

IFO, ZEW (10) - Leading

Brave-Butters-Kelley Leading Index (9)

OECD CLI (7) - OECD Recession US (9), EU (10), China (10)

New One Family Houses sold bzw. New Resident Sales (8), Housing Starts (8), New One Family Homes for Sale in the United States (9)

Delinquency Rate on All Loans (7), Delinquency Rate on Commercial and Industrial Loans (8)

BDI (9), Cassinfo Transportindex (10), TSI (10)

Citigroup Economic Surprise Index (10)

Inital Jobless Clains (8)

Boom-Bust-Indicator Yardeni (10)

 

D) Rezessionsindikatoren (Kreditmarkt) mit kürzerem Vorlauf vor Rezessionen (bzgl. Aktien-Tops eher Gleichlauf)

TED Spread (6)

Margin Debt (8)

Commercial Bank Loans (10)

Geldmenge bzw. FED Assets (6)

CDS - Zahlungsausfallrisiken diverser Staaten (10)

US High Yield Spread (8), Chicago Fed National Financial Conditions Index (10)

HY China (7)

 

E) Gleichlaufende bzw. nachlaufende Indikatoren (dienen der Bestätigung)

Smoothed U.S. Recession Probabilities (RECPROUSM156N) (8)

Corporate Profits US (10)

VIX (9)
Trendfolgeindikatoren (SMA/EMA200) für    S&P500,       MSCI World,    EuroStoxx600Banks,   Treasury,          Commodities,         Gold  (5)

Arbeitslosenquote (5)

 

 

F) Technische Indikatoren/Smart Money Indikatoren/Sentimente:

TRIN/ARMS Indikator (8)

COTS (5)

Sentimentsurvey AAII (7)

AAII Assetallocationsurvey (4)

 

G) Bewertungsniveau Aktien

CAPE (2)

KBV, KGV, KUV, KCV, DR (3)

Renditen (2-3)

FED-Modell (3), Excess CAPE Yield (3)

Households and Nonprofit Organizations; Directly and Indirectly Held Corporate Equities as a Percentage of Financial Assets; Assets, Level (3)

 

H) Bewertungsniveau Gold

Realrendite (6), Realrendite 5Y (7), Realrendite 30Y (5)
Consumer Confidence - Michigan (6), Consumer Confidence - CCI (7), CEO Confidence (8)

 

I) Bewertungsniveaus Commodities

Future Curves (5)

Dr. Copper vs Treasuries (9), Dr. Copper (9)

BDI (10)

 

......................................................

 

Bei den Indikatoren lassen sich demnach 2 Kategorien unterscheiden:

1) Timing-Indikatoren (A-D): Wichtig für ein guten "Timing"-Indikator ist zunächst, dass es wenig Fehlsignale gibt. Außerdem sollte ein guter "Timing-Indikator" auch den Zeitpunkt möglichst präzise vorhersagen.

2) Fallhöhe/Risiko-Indikatoren (G): Die Fallhöhe-Indikatoren haben kein bzw. sehr wenig Auswirkung auf das Timing, sollten aber das Risiko in Form des potenziellen "Draw Downs" definieren. Sollte klar sein: Je höher die Bewertungsniveaus, desto tiefer kann der Verlust ausfallen.

 

Timing und die Zinsstruktur

Die Zinsstruktur ist der wichtigste Indikator. Sie ist gut erforscht und hat eine hohe Zuverlässigkeit. Die Rezessionswahrscheinlichkeiten basieren auf statistischen Probit-Modellen.

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Grafik 1: Probitmodell der FED

 

Das funktioniert auch mit anderen Spreads z.B. 1 vs 5 Jahre (CMT):

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Grafik 2: Allen sieben Rezessionen gingen jeweils immer invertierte Zinsstrukturen (rot) im Bild voran.

 

Hier die Erklärung warum die Zinsstruktur so gut funktioniert:

Frühe Phase Zinszyklus: Nach einem Crash und zu Beginn eines Zinszyklusses hat die Zentralbank die Zinsen gesenkt. Aktien sind günstig bewertet (niedrige Multiples, CAPE). Die Angst ist aber groß, der Schock sitzt tief, daher werden hohe Risikoprämien für Aktien gefordert. Daher sind Aktien attraktiv bewertet und weisen hohe Aktienrenditen aus. Mit fortschreitendem Zyklus fließt Geld in Aktien, die Kurse steigen, die Angst sinkt (ebenso das geforderte BRP = Risikopremium Aktien gegenüber Bonds). Anfang geht das schnell, die Aktien erholen sich, Zuversicht kehrt ein die Zinsstruktur wird steil, weil Erholung der Wirtschaft das wahrscheinliche Szenario ist.

Mittlere Phase Zinszyklus: Zwar sitzt die Angst noch in den Knochen, aber zunehmend kehrt auch in der breiten Masse Zuversicht zurück. Aktien sind immer noch gut bis normal bewertet. Die Zinsen sind niedrig.

Ist hinreichend Zeit vergangen, Vertrauen und Wirtschaft wieder hergestellt, dann steigen die Kurse langsam, aber stetig. Die Wirtschaft läuft wieder, die Kurse steigen mal mehr, mal weniger und die dadurch leicht inflationären Tendenzen führen erst nicht, dann aber zu langsamen Zinserhöhungen. Das geht mal schnell, mal langsamer und kann lange Dauern. Aber je länger es dauert, desto mehr herrscht Anlagenotstand.

Späte Phase Zinszyklus: In der Spätphase wird der Anlagenotstand all-beherrschend. Die Gier und Risikoappetit steigt und die Renditen auch von riskanteren Anlageklassen sinken (BRP unter 1% oder sogar negativ). Wenn die Aktienrenditen kleiner werden, dann wirkt sich dies auch auf die Zinsen aus (insbes. auf das lange Ende). Bei Aktionären herrscht mittlerweile extremer Anlagenotstand, weil die Renditeerwartungen von Aktien aufgrund der steigenden Kurse immer niedriger werden. Aber das ist okay, weil die Leute auch nicht mehr ängstlich sind (sie akzeptieren niedrige Aktienpremiums). Trotzdem werden Anleihen im Vergleich dazu interessanter. Immer mehr Aktionäre schwenken daher auch auf Anleihen um, mit der Folge, dass die Renditen inbes. am langen Ende sinken, denn Anleger die so denken sind eher langfristig orientiert und wollen sich die Zinsen längerfristig sichern, weil Sie sinkende Zinsen antizipieren (die Kurve wird flacher).

Daher sinkt und invertiert die Zinsstruktur zunehmend in einem von steigenden Aktienkursen / Aktienüberbewertung und Anlagenotstand dominierten Umfeld. Genauer gesagt wird Sie zunächst weniger steil, dann flach und erst am Ende erkennt man eine Inversion. Natürlich schwankt das Ganze hin und her, aber mit klarer Tendenz zur Abflachung und zuletzt Inversion.

Das kann lange so weiter gehen und sich immer weiter entwickeln, wenn keine Schocks wie Inflation (Zentralbank wird gezwungen die Zinsen zu erhöhen => kurzes Ende steigt; Zinsstrukturkurve invertiert) oder wirtschaftliche Probleme (Rezession zeichnet sich ab; niedriges Wirtschaftswachstum; langes Ende der Zinsstruktur kippt weiter ab, da aufgrund der schwachen Wirtschaft niedrige Inflation/Deflation antizipiert wird). Oft bedingen sich hohe Inflation (steigende Löhne, Zölle, Produktivitätsrückgang, sinkende Margen von Vorprodukten/Rohstoffen und Verkaufspreis) und Wirtschaftsabschwung gegenseitig. Der Bogen ist dann überspannt. Die Zentralbanken versuchen noch etwas zu retten und beginnen wieder mit Zinssenkungen. Doch invertiert die Kurve, dann ist absehbar, dass sich die Überbewertungen entladen werden.

Warum preist der Markt das nicht ein und warum gibt es so selten ein "Soft-Landing"?

Einpreisen kann der Markt es nicht wegen dem allgemeinen Anlagenotstand. Alle Assets stehen relativ zueinander hoch. Es gibt also schlicht keine Alternativen. Natürlich kann man sich in Antizipation einer Krise komplett vom Markt zurückziehen, aber dann muss man auf Rendite verzichten und seien diese auch noch so klein. Große Fondsmanager können sich aber z.B. 2 Jahre Marktabstinenz wohl kaum leisten. So wandert das System von neuer Höhe zu Höhe mit ständig sinkenden Renditen. Erst wenn die Fallhöhe sehr hoch ist wird das System wirklich instabil. Die Zentralbank kann dieses Dilemma auch nicht mehr lösen, weil der Weg nach oben durch die hohen Bewertungen aller Assets sehr begrenzt ist. Dafür ist die Fallhöhe nach unten aber riesig und wird immer größer. Es reicht ein Nadelstich um den Baloon zum Platzen zu bringen. Nur durch ein Platzen der Überbewertungen können die Renditen auf Normalniveau zurückfallen. Zinssenkungen helfen da nicht. Bisher haben Zentralbanken keinen Weg gefunden diese unkontrollierten Rücksetzer aufzuhalten, da sie die einsetzenden gruppendynamischen Prozesse der Marktteilnehmer nicht mehr aufhalten können. Ein invertierende Zinsstruktur zeigt, dass dieser gruppendynamische Prozess begonnen hat. Wohlgemerkt ist das sicher kein Geheimnis, denn das Smart Money ist überwiegend gezwungen noch "weiterzutanzen", weil es idR. Anlegergelder verwalten muss und daher höllischen Anlagedruck hat, aber die meisten wissen das Sie bald zum Ausgang rennen müssen. Die Inversion zeigt vermutlich das einige schon rennen (also z.B. Aktien in Langläufer umschichten, weshalb die Zinsstruktur invertiert).

 

Was auch deutlich macht, dass die Bewertung der Märkte insbesondere der Bond und Aktienmärkte zueinander eine wichtige Rolle spielt, obwohl das Bewertungsniveau der Aktien keine bzw. nur eine sehr indirekte Rolle für das Timing spielt.

 

 

Timingvorlauf bzgl. Aktienmärkte:

Die Zinsstruktur (erste Inversion) hat lt. den Grafiken Artikeln im Schnitt sechs bis 8 Monate Vorlauf vor dem S&P Einbruch und 14 Monate Vorlauf vor einer Rezession. Das streut allerdings etwas und hängt auch davon ab welchen Spread man betrachtet. Das wird weiter unten erläutert/diskutiert inkl. Quellen. Die Inversion der Zinsstruktur war bisher aber sehr zuverlässig. Ich selbst habe mal rumgerechnet mit den Zinsstrukturen und halte andere Vorlaufzeiten für wahrscheinlich, je nach Spread.

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Grafik 3: Inversion der Zinsstruktur und vorhergesagte Rezessionen und Einbüche des S&P500

 

Wie sich der S&P während und nach den Inversionen entwickelt hat kann man hier nachfolgend im Detail besichtigen. Die Inversionen sind durch einen gelben Kursverlauf gekennzeichnet und beginnen im Nullpunkt:

 

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Grafik 4: Verlauf S&P nach Inversionen

 

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Grafik 5: Returns of different asset classes after inversions (calculated as the index change between the first negative reading of the yield curve leading up to a recession)

 

Microtiming mittels BaR-"Konjunktur-Uhr"

Durch die Darstellung seiner 19 wirtschaftlichen Schlüsselindikatoren erfasst der BaR die wirtschaftliche Aktivität, die Stimmung und den konjunkturellen Ausblick. Er legt eine sogenannte Basislinie fest, die eine Schätzung der voraussichtlichen Position der einzelnen Indikatoren bei Auftreten einer Rezession darstellt (Y-Achse). Die X-Achse zeigt die "proportional rate of change" des Indikators. Beispielsweise würde ein Rückgang der Baugenehmigungen von 1,36 Mio. auf 1,30 Mio. eine Verringerung der "proportional rate of change" bedeuten. Aus diesen 19 Indikatoren wird der Mittelwert der Koordinaten (mean of coordinates = MoC) ermittelt, der den allgemeinen Wirtschaftszustand anzeigt.

Unmittelbar vor der Rezession bewegt sich der MoC auf die Nullinie der Baseline zu.

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Grafik 6: BaR (Baseline and Rate of Change). Aktueller MoC und LD (links) und MoC-Veränderung über den Wirtschaftszyklus (rechts)

 

Die BaR-"Konjunktur"-Uhr eignet sich gut zur Bestätigung anhand von leicht vorlaufenden und mitlaufenden Indikatoren und somit für das Microtiming. Allerdings ist er auf die konkrete konjunkturelle Rezession fokussiert (der Aktienmärkt läuft der Rezession ja wie beschrieben z.B. 6 Monate vor). Von den 19 Indikatoren sind 8 sogenannte Leading Indikatoren (LD => siehe grüner fetter Punkt) i.e.: consumer sentiment, private building permits, small business optimism, nonfarm job openings, temporary employment, unemployment claims, St. Louis Fed Financial Stress Index, and yield curve spread (10-yr minus 3-month). "The leading indicators provide an early signal of which way the economy is trending. The leading indicators should near the baseline before the MoC, providing the earliest indication that a recession is approaching."

In dem S&P Top lag der MoC oft im "Decline"-Quadrant wie jetzt auch. Der MoC und zuvor der LD sollte aber eigentlich erstmal noch unter die 20% Baseline-Linie fallen bevor es wirklich ernst wird. Die vergangenen Annäherungen kann man hier besichtigen.

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Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q

Vielen Dank für die Abhandlung :thumbsup:

Besonders den Absatz "Warum preist der Markt das nicht ein und warum gibt es so selten ein "Soft-Landing"?" finde ich sehr interessant und auch allgemein lernt man (wie so oft) sehr viel von deinen Posts.

 

Ich hoffe, dass andere Profis hier noch einiges beitragen und werde den Thread aufmerksam verfolgen, obwohl ich selbst nicht mithelfen kann, weil mir da in vielerlei Hinsicht die Kompetenz fehlt. 

Zumindest verstehe ich, dass eine Stagflation anklopft bzw. hatte diese Überlegung auch schon seit einiger Zeit.

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Peter23
vor 15 Stunden von Bärenbulle:

und daher plane ich schrittweise mein Portfoliorisiko weiter zu reduzieren.

Darf ich Fragen wie Du genau reagierst? D.h.: Welche Asset Allokation strebst Du kurzfristig (zB in den nächsten zwei Monaten) an?

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Ich bin kein wirklicher Freund dieser Zyklus-Schablonen, die man immer wieder versucht anzulegen und halte die Erkenntnismöglichkeit für sehr begrenzt.

Der Anlagenotstand existiert doch jetzt bereits seit Jahren und durch ein paar Zinsschritte werden Anleihen relativ gesehen zu Aktien auch nicht so schnell wieder attraktiv werden. Wenn man sein Risikoprofil immer auf die vermeintlichen aktuellen bzw. zukünftigen Marktgegebenheiten anpasst, betreibt man nichts anderes als den Versuch von klassischem Market-Timing - der funktionieren kann oder eben auch nicht.

Insbesondere ist es - um im Zyklus-Bild zu bleiben - aus meiner Sicht zu riskant, die letzte (möglicherweise lange) Phase der Blasen-Bildung und damit die enorme Wertsteigerung vor dem Platzen der Blase zu verpassen (sofern überhaupt eine vorliegt).


Ich halte es von vorneherein für praktikabler und auf lange Sicht besser, ein Portfolio zu bauen, mit dem man dauerhaft gut aufgestellt ist. Aber vielleicht fehlen mir hier auch einfach nur die tieferen Einsichten. Generell könnte es sich um den klassischen Rückschaufehler handeln oder sogar um eine Art von Survivorship Bias, wenn man bestimmte Indikatoren als Frühwarnsystem für zukünftige Krisen heranzieht.

Ansonsten verstehe ich natürlich die Motivation hinter diesem Versuch, den Beginn zukünftiger Krisen ex-ante zu detektieren und entsprechend rechtzeitig zu reagieren.

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Bärenbulle
vor 28 Minuten von Peter23:

Darf ich Fragen wie Du genau reagierst? D.h.: Welche Asset Allokation strebst Du kurzfristig (zB in den nächsten zwei Monaten) an?

Ausgehend von meiner derzeitigen Portfoliozusammensetzung werde ich schlicht die Aktienquote reduzieren und in RK 1 (ggf. auch etwas in Gold oder EM-Bonds) umschichten.  Was genau ich mache weiß ich noch nicht so recht. Eigentlich ist mein Portfolio schon ganz gut auf Inflation vorbereitet. Aber Stagflation ist ein für mich (und vermutlich allen hier unter 60) vglw. unbekanntes Wesen. Ich habe hier nochmal einen separaten Faden dazu aufgemacht, indem man gerne die richtige Assetallokation in einer Stagflation diskutieren kann.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor einer Stunde von Glory_Days:

Ich bin kein wirklicher Freund dieser Zyklus-Schablonen, die man immer wieder versucht anzulegen und halte die Erkenntnismöglichkeit für sehr begrenzt.

Ach ja eins noch, da es sich normalerweise schnell hochschaukelt:

  1. Bitte hier keine Grundsatzdiskussionen ala Kommer hat gesagt, dass sich Marketiming nicht lohnt. Die Meinung ist erlaubt, aber in dem Fall würde ich erwarten, dass man diesen Faden bitte nicht mit dieser Meinung zuspammt.
  2. Noch ein Wort zu der Grundsatzfrage "Markettiming", bevor diese Diskussionen, dann bitte in den dafür vorgesehene Fäden weitergeführt werden. "Markettiming" funktioniert im Backtesting mit Myriaden von Ansätzen. Wer solche nicht findet, sucht schlicht nicht. Ob Sie nach vorne raus noch funktionieren, ist - zugegeben - natürlich nicht gesagt.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 14 Minuten von Bärenbulle:

Ach ja eins noch, da es sich normalerweise schnell hochschaukelt:

  1. Bitte hier keine Grundsatzdiskussionen ala Kommer hat gesagt, dass sich Marketiming nicht lohnt. Die Meinung ist erlaubt, aber in dem Fall würde ich erwarten, dass man diesen Faden bitte nicht mit dieser Meinung zuspammt.
  2. Noch ein Wort zu der Grundsatzfrage "Markettiming", bevor diese Diskussionen, dann bitte in den dafür vorgesehene Fäden weitergeführt werden. "Markettiming" funktioniert im Backtesting mit Myriaden von Ansätzen. Wer solche nicht findet, sucht schlicht nicht. Ob Sie nach vorne raus noch funktionieren, ist - zugegeben - natürlich nicht gesagt.

Das war nicht meine Absicht - ich wollte es nur erwähnt haben und stimme deinen Punkten zu.

Eine konkrete Empfehlung für eine dauerhafte Portfolio-Lösung habe ich hier abgegeben und freue mich über eine Diskussion.


Und natürlich danke für den Themenanstoß und die interessante Aufbereitung!

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Peter23
vor einer Stunde von Bärenbulle:

oder EM-Bonds

Kurze OT-Frage: Setzt Du weiterhin auf den iShares China CNY Bond?

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Bärenbulle
vor einer Stunde von Peter23:

Kurze OT-Frage: Setzt Du weiterhin auf den iShares China CNY Bond?

Habe ich zz. nicht, ist aber - lt. Zoltan Poszar - ne wirklich gute Idee (finde ich auch absolut nachvollziehbar). Aber der ETF ist glaube ich in Dollar denominiert. Besser währe eine echte CNY Anleihe.

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Big Harry

Macht es eigentlich für den Investor Sinn, zwischen Kerninflation (also Inflation ohne Energie- und Lebensmittelpreise) und der normalen Inflationsrate zu unterscheiden?

Schnelles googeln hat mir keine Antwort gelieftert, aber meine Hypothese ist:
Normalerweise macht es Sinn, zwischen beiden Größen zu differenzieren, aber bei einer Stagflation eher nicht. Unter der Annahme einer Stagflation dürften die Nahrungsmittel- und Energiepreise mit Zeitverzug über Zweitrundeneffekte sich auch später in der Kerninflation wiederfinden.

 

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Schwachzocker
· bearbeitet von Schwachzocker
Am 2.4.2022 um 19:31 von Bärenbulle:

Warum preist der Markt das nicht ein und warum gibt es so selten ein "Soft-Landing"?

 

Einpreisen kann der Markt es nicht wegen dem allgemeinen Anlagenotstand. Alle Assets stehen relativ zueinander hoch. Es gibt also schlicht keine Alternativen. Natürlich kann man sich in Antizipation einer Krise komplett vom Markt zurückziehen, aber dann muss man auf Rendite verzichten und seien diese auch noch so klein. Große Fondsmanager können sich aber z.B. 2 Jahre Marktabstinenz wohl kaum leisten. So wandert das System von neuer Höhe zu Höhe mit ständig sinkenden Renditen. Erst wenn die Fallhöhe sehr hoch ist wird das System wirklich instabil. Die Zentralbank kann dieses Dilemma auch nicht mehr lösen, weil der Weg nach oben durch die hohen Bewertungen aller Assets sehr begrenzt ist. Dafür ist die Fallhöhe nach unten aber riesig und wird immer größer. Es reicht ein Nadelstich um den Baloon zum Platzen zu bringen. Nur durch ein Platzen der Überbewertungen können die Renditen auf Normalniveau zurückfallen. Zinssenkungen helfen da nicht. Bisher haben Zentralbanken keinen Weg gefunden diese unkontrollierten Rücksetzer aufzuhalten, da sie die einsetzenden gruppendynamischen Prozesse der Marktteilnehmer nicht mehr aufhalten können. Ein invertierende Zinsstruktur zeigt, dass dieser gruppendynamische Prozess begonnen hat. Wohlgemerkt ist das sicher kein Geheimnis, denn das Smart Money ist überwiegend gezwungen noch "weiterzutanzen", weil es idR. Anlegergelder verwalten muss und daher höllischen Anlagedruck hat, aber die meisten wissen das Sie bald zum Ausgang rennen müssen. Die Inversion zeigt vermutlich das einige schon rennen (also z.B. Aktien in Langläufer umschichten, weshalb die Zinsstruktur invertiert).

...

Für mich ist das sachlogisch einfach nicht nachvollziehbar.

 

Wieso kann bei Anlagenotstand nicht eingepreist werden? Das habe ich nicht verstanden.

Einerseits können sich große Fondsmanger keine längere Marktabstinenz leisten und müssen daher angeblich weiter "tanzen". Anderseits wird befürchtet, dass sie bald "zum Ausgang rennen" (was sie sich nicht leisten können). Was denn nun?

 

Tatsächlich ist es doch so:

Wenn man mit hinreichender Sicherheit weiß, dass die Kurse in naher Zukunft einbrechen, dann kann sich fast jeder Marktabstinenz leisten. Und wer sich das tatsächlich nicht leisten kann, weil er vertraglich / rechtlich gebunden ist, der kann sein Portfolio absichern (Dirk Müller lässt grüßen). Es weiß aber nun einmal niemand mit hinreichender Sicherheit, ob die Kurse in naher Zukunft einbrechen.

 

Am 3.4.2022 um 13:10 von Bärenbulle:
  1.  "Markettiming" funktioniert im Backtesting mit Myriaden von Ansätzen.

Natürlich funktioniert das im Backtesting, aber sonst eben nicht.

 

Am 3.4.2022 um 13:10 von Bärenbulle:
  1. Wer solche nicht findet, sucht schlicht nicht....

Zustimmung! Auch im Kaffeesatz findet man Muster, wenn man sucht.

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bmi
· bearbeitet von bmi
Am 2.4.2022 um 19:31 von Bärenbulle:

Allerdings wird der Krieg und vor allem die Sanktionen die Inflation zusätzlich anheizen, so dass die Zinszyklus möglicherweise diesmal schneller abläuft.

Ich könnte mir ebenso sehr gut vorstellen, dass der Zyklus diesmal schneller abläuft und die Inflation schnell steigt. Zunehmende Ressourcenknappheit durch den Ukrainekonflikt und Corona-Maßnahmen in z.B. China und parallel dazu eine Notenbank die durch Geldmengenausweitung die negativen Folgen abfangen möchte. 

 

Angenommen der Ukrainekrieg findet zu einem schnellen Ende und die Coronamaßnahmen werden gelockert, dann dürfte sich das Problem der Ressourcenknappheit langsam wieder auflösen. Die Ressourcenknappheit hat die Inflation jedoch nur verstärkt, der ursprüngliche Inflationstreiber (Ausweitung der Geldmenge) bleibt jedoch bestehen. Eine Zinsanhebung dürfte vor allem in der EU auch weiterhin ein Problem sein, in wie weit die USA erfolgreich mit den Zinsanhebungen ist bleibt sehr fraglich.  

 

Ich gehe also davon aus, dass uns eine weiter steigende und langfristig anhaltende Inflation begleiten wird. Um eine Stagflation zu verhindern käme also nur noch Wirtschaftswachstum in Frage. Der Schaden für den US-Dollar durch die Swift-Sanktionen kann man sich derzeit noch nicht ausmalen, man kann aber davon ausgehen, dass die Folgen tendenziell langfristig negativ für die USA bzw. den US-Dollar sind. Der Schaden für die EU-Wirtschaft durch steigende Energiepreise dürfte auch nicht so schnell behoben sein, was die Wirtschaft zunehmend schwächt. 

 

Welche Szenarien könnten eine Stagflation oder gar Rezeflation (in westlichen Ländern) überhaupt verhindern?

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geldvermehrer
· bearbeitet von geldvermehrer

@bärenbulle

Ich pflücke mir mal den Rohstoff-ETF aus dem anderen thread bezüglich Stagflation/Inflation und geeigneter Anlageinmstrumente heraus. Dieser eignet sich für beide Szenarien und erhöht somit die Chance auf eine Belohnung für das Risiko, von der durchschnittlichen Marktentlohnung (langfristige Marktrendite eines ACWI) abzuweichen, wie es für die Mehrzahl der Anleger gerne empfohlen wird.

Das wir uns in einer inflationären Phase befinden, ist wohl bestätigt. Dementsprechend haben sich die Kurse von Rohstoffindizes seit der Corona-Krise (März 2020) erhöht, der L&G Longer Dated All Commodities um über 100%

Um hier noch einzusteigen und als langfristiger Investor davon zu profitieren, wie heftig müsste eine mögliche Stagflation sein, u.a. mit Einbeziehung der bereits bestehenden Inflation und gestiegener Rohstoff-Indizes?

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Bigwigster
Am 2.4.2022 um 19:31 von Bärenbulle:

E) Bewertungsniveau der Assetklassen vor allem Aktien

CAPE (2)

Man könnte noch die Erweiterung "Excess Cape Yield" mit aufnehmen. Macht für mich persönlich mehr Sinn da die Aktienbewertung im Zusammenhang mit Anleihenrenditen gesetzt wird:

Chart

Kurzer Artikel

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reko
· bearbeitet von reko
Am 5.4.2022 um 15:40 von Schwachzocker:

Einerseits können sich große Fondsmanger keine längere Marktabstinenz leisten und müssen daher angeblich weiter "tanzen". Anderseits wird befürchtet, dass sie bald "zum Ausgang rennen" (was sie sich nicht leisten können). Was denn nun?

Tanzen (im Rahmen ihrer Regeln) müssen die Fondsmanager, zum Ausgang rennen die Fondsanleger.

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Schwachzocker
vor einer Stunde von reko:

Tanzen (im Rahmen ihrer Regeln) müssen die Fondsmanager, zum Ausgang rennen die Fondsanleger.

Ich dachte, das machen nur ETF-Anleger, denn da gibt es viele Neue, die Zittrigen usw. etc. blabla

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Steinlach

Zur Zinsstruktur in den USA (1):

 

Laut Jeffrey Kleintop von Charles Schwab sind in der Regel mindestens 50% aller Zinskurven invertiert vor einer Rezession. Am ersten 1. April waren 20% invertiert

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Lyn Alden hat zusammengestellt, welche bisher invertiert sind, und welche nicht. Sie spricht von 17%:

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Sie führt an, dass die 10y-3mths Kurve historisch etwas verlässlicher als die 10yrs-2yrs Kurve sei.

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Bärenbulle

So sehe ich das auch. Ed Yardeni fasst es gefällig zusammen:

 

Zitat

YARDENI RESEARCH. Everyone is freaking out over the yield curve. That's because the yield curve is freaking out. The "official" yield curve spread is the one between the 10-year Treasury bond yield and the federal funds rate. It is one of the 10 components of the Index of Leading Economic Indicators (LEI). It has widened from around zero in mid-2020 to about 200bps during the March 18 week (chart below). It is signaling continued economic growth as is the LEI which has been in record high territory since December through February.

Stock investors, however, are worrying that the yield spread between the 10-year and 2-year Treasury securities may be on the verge of signaling a recession. It has narrowed sharply since the start of the year from about 150bps to 18bps recently. If it falls to zero or turns negative (i.e., "inverts") that event could be followed by a recession as occurred in the past.

The problem is that the two yield curve spreads have never diverged the way they have this year since the start of the 2-year yield data in 1976. So it's time to choose sides. I'm siding with the official spread. So I'm not betting on a recession and a bear market any time soon, but I'm on alert.

In our 2019 study, "The Yield Curve: What Is It Really Predicting?," Melissa Tagg and I write that "after studying the relationship between the yield curve and the monetary, credit, and business cycles, we have concluded that it is credit crunches—not an inverted yield curve and not aging economic expansions—that cause recessions. The yield curve is just keeping score on how the Fed is reacting to and influencing these cycles."

At this time, we don't see a credit crunch developing. However, we recognize that rapidly rising energy prices have been associated with previous recessions. We also note that both yield curve spreads signaled a recession starting in late 2019, though there's no way that they could have anticipated the pandemic-related lockdown recession of early 2020. They might have been responding to Trump's trade wars instead.

 

Generell sind alle Teile der Zinsstruktur interessant. Die 3m10Y ist am besten erforscht und wird von der Fed genutzt. Sie gilt daher als die zuverlässigste Kurve, hat aber die 50er Rezessionen knapp nicht vorhergesagt (wen man so will ist Sie wählerisch). Sie hat im Schnitt vor Aktientops nur 3-4 Monate Vorlauf (in diversen Presseartikeln sind die Rezessionen mMn falsch zugeordnet, vor allem die LTCM/Rußlandkrise. Das  führt dann zu üblen Außreißern und Falschaussagen in diversen Artikeln). Die 1Y10Y Kurve hat im Schnitt knapp 8 Monate Vorlauf vor Tops, auch Sie ist zuverlässig und hat die beiden End-50er Rezessionen vorhergesagt. Die 2Y10Y hat ebenfalls im Schnitt knapp 8 Monate Vorlauf ist aber unzuverlässiger. Auch noch wichtig ist die 3Y5Y Kurve, weil Sie den größten Vorlauf mit ca. 9-10 Monaten hat.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
Am 6.4.2022 um 12:08 von geldvermehrer:

@bärenbulle

Um hier noch einzusteigen und als langfristiger Investor davon zu profitieren, wie heftig müsste eine mögliche Stagflation sein, u.a. mit Einbeziehung der bereits bestehenden Inflation und gestiegener Rohstoff-Indizes?

Schwer zu sagen. Ein Stagflation Regime kann sehr lange dauern z.B. 10 Jahre. Letztlich kann ich mir aber vorstellen, dass MMT nun intellektuell als gescheitert gilt und die FED aus dem Erkenntnisgewinn der Volkerschen Erfolge wohl die richtigen Lehren zieht und die Bekämpfung diesmal deutlich schneller und konsequenter geht. Aber Ed Yardeni bringt es in einem anderen Post auf den Punkt: Der Einzige Weg aus der inflationären Falle herauszukommen, dürfte das Auslösen einer Rezession sein. Powel hofft auf ein "soft Landing". Aber Zweckoptimismus gehört bei ihm wohl zur Stellbeschreibung, darum würde ich eher auf die Prognosekraft der zahlreichen "Fails" in der Historie vertrauen.

Gleichzeitig legen Rohstoffe aber auch sehr lange und weite Anstiege zurück. Der bisherige Anstieg muss daher noch lange nicht das Ende sein. Ich rechen schon noch ein paar Monate mit einem unterstützendem Umfeld ggf. auch mit erheblichen weiteren Gewinnen. Allerdings geht es mir weniger darum die schnelle Mark zu machen. Ich will nur ein stabiles Portfolio. Daher lege ich wohl erstmal nicht signifikant nach.

 

Sollte eine Rezession virulent werden, sind Rohstoffe aber auch brandgefährlich. Praktischerweise war es meist so, dass die Aktien sensitiver reagieren und schneller einbrachen. Daher bleibt ggf. noch (ein klein wenig Zeit) dann ggf. die Notbremse zu ziehen. Gold ist da weniger gefährlich. Daher gewichte ich Gold auch über. Auf jeden Fall stehen spannende Zeiten an.

 

 

Der BaR MoC tritt  in den "ungemütlichen Quadranten" ein:

 

Bild1.jpg

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
Am 6.4.2022 um 17:56 von Bigwigster:

Man könnte noch die Erweiterung "Excess Cape Yield" mit aufnehmen. Macht für mich persönlich mehr Sinn da die Aktienbewertung im Zusammenhang mit Anleihenrenditen gesetzt wird:

Chart

Kurzer Artikel

Ja super Darstellung, nehme ich auf. Eigentlich ist das ja das gleiche wie das FED Modell, aber dafür finde ich leider keine Online-Darstellung, daher nur der Corporate Bond-Yield als Proxy, der dem Excess Cape Yield übrigens vergleichsweise ähnlich sieht.

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geldvermehrer

@Bärenbulle

Danke dir, Stabilität im Depot könnte die nächsten Monate oder Jahre eine Rolle spielen. Hätte ich vor ca. 20 Jahren gut  gebrauchen können:lol:

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Ich denke man müßte mal die Inflationstreiber etwas abschichten und schauen wie Inflation entsteht, so dass man daraus Frühwarnungs-KPIs ableiten kann.

 

Wichtige Inflationstreiber:

 

1) Rohstoffpreise (Angebotsseite)

     a) Förderkosten

     b) Transportkosten

     c) Zölle

     d) Sanktionen

     e) Kriege, Unruhen, Seuchen und ähnliche Katastrophen

     f) Fördermenge / Knappheit (Investitionsrückstau, Bauzeit, "Greenflation" ...)

     g) Wettbewerbsintensität bzw. Preissetzungsmacht (z.B. OPEC-Kartell etc.)

2) Produktivität (Angebotsseite)

     a) Automatisierungsgrad

     b) Lohnpreisentwicklung onshore

     c) Verlagerung near/offshore

     d) Preissetzungmacht (Wettbewerbsintensität, verfügbare Lieferketten, Inflation als glaubwürdiger Vorwand für Preiserhöhungen ...)

3) Handesbarrieren

    a) Zölle

    b) Steuern

    c) Sonstige Regulierung

4) Investitionen der Unternehmen (Nachfrageseite)

    a) Solvenz / Balance Sheet (Geldmenge, i, Feedbackschleife Aktien, Bonds, Immobilienpreissteigerungen)

    b) Ergebnisüberschuss / Cash Flow

    c) Stimmung

    d) Preisniveau (Preis Rohstoffe und Vorprodukte)

    e) Bedarf (Erneuerungsbedarf, Zerstörung ...)

5) Kaufkraft der Verbraucher (Nachfrageseite)

    a) Solvenz / Balance Sheet (Geldmenge, i, Feedbackschleife Aktien, Bonds, Immobilienpreissteigerungen)

    b) Einkommen / Lohn (Verhandlungspower u.a. geringe Arbeitslosigkeit, schwächere Gewerkschaften)

    c) Stimmung

    d) Preisniveau (Preis Endprodukte)

    e) Bedarf (Erneuerung, Zeitgeist, Demographie)

 

Zur Zeit steht eigentlich fast alles auf Rot. Rot heißt expansives Umfeld für Preissteigerungen.

 

Allerdings ist die Frage welche Ursachen die Inflation hat.

 

Die einen sagen die Geldmenge sei das Problem. In dem Fall ist der Preisboom getrieben von der Nachfrageseite ggf. noch zusätzlich getrieben durch Nachholbedarfe (Post-Covid). Ersteres wäre wirklich gefährlich, da dauerhaft.

 

Andere glauben eher das die Angebotseite das Problem ist, also Lieferkettenabrüche, Covid-Shutdowns und Krieg mit Sanktionen das Hauptroblem sind. Für letzteres spricht eindeutig, das vor Kriegsbeginn nur einige wenige Produkte für einen großen Teil der Preissteigerungen verantwortlich waren. Mittlerweile dürften aber die Sanktionen die Rostoffpreise auf breiter Front sich ind die Endverbraucherpreise fressen. Zudem wurden jahrelang Investitionen in Rohstoffe aufgeschoben / nicht getätigt (Stichwort: Greenflation). Die Förderkapazitäten lassen sich bei manchen Commodities nicht so schnell hochfahren.

 

Gefährlich weil ebenfalls dauerhaft ist vor Allem, dass nun Zweitrundenffekte zu beobachten sind. Vor allem in den US gibt es teilweise Lohnkostensteigerung (u.a. post-covid) so dass die Lohn-/Preisspirale heftig in Gang kommt. Da spielt auch die ständige Berichterstattung von Inflation und die Stimmung eine große Rolle, weil dann alle Unternehmen einfach die Preise erhöhen mit Inflation (als gute Ausrede wie grade beim Benzin gesehen) und die Arbeitnehmer höhere Löhne fordern. Gegen eine Lohn-Preis-Spirale sprich allerdings, dass die Gewerkschaften zunehmen entkernt wurden, so dass abzuwarten ist, wie stark sich die Lohn-Preisspiralen der 70er wirklich wiederholen werden.

 

Um die Lohn-Preisspirale im Auge zu behalten, habe ich mal folgende FRED-Daten oben aufgenommen:

Bild9.thumb.jpg.f09d0c8a6e5228ec901f97ed0cd24ec1.jpg

Wer bessere / aktuellere Datenquellen kennt: bitte posten.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 20 Minuten von Bärenbulle:

1) Rohstoffpreise (Angebotsseite)

ich möchte ergänzen: Investitionsrückstau, Bauzeit.

Rohstoffe sind nicht teurer weil die Gewinnung in den bestehenden Anlagen teurer wurde, sondern weil es zu wenig Anlagen gibt. Mit höheren Verbrauch steigen die Grenzkosten.

 

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Danke @reko. Sehr wichtiger Punkt. Ist aufgenommen! Greenflation habe ich auch nochmal genannt, da das Thema persistieren dürfte.

 

Noch ein paar interessante Momentaufnahmen über die ich gestolpert bin:

Bild6.jpg.ac5bf846617d28cac6c66bd653de7a33.jpgBild7.thumb.jpg.654e629e963c8c1d28776445907244c8.jpgBild8.jpg.f34003adace2003489fa71646efcee08.jpg

 

Bild10.jpg.be62e6d3678af1d7d070a64e8fc9a181.jpg

 

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Bärenbulle

Die Rezessionswahrscheinlichkeit sinkt sogar weiter. Die Inversion 10Y2 hat sich auch schon wieder gedreht. Das war ein sehr zaghaftes Signal. Die Rezessionswahrscheinlichkeit dürfte erst bei weiteren Zinserhöhungen steigen.

 

Bild1.jpg.84a4039b8dd7effca158a23cebb7c22a.jpg

Bild2.jpg.af4c52a27d8f3a7e323d3740b42c9679.jpg

 

 

 

 

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