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Die beste Krankenversorgung als gesetzlich Versicherter bekommen.

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Nostradamus
vor 2 Stunden von Cor:

Mehr Geld/Gehalt kann das alles nur bedingt kompensieren.Ich arbeite aktuell in einem entspannteren Bereich wo ich etwas weniger verdiene, aber das ist es mir mehr als wert.

Letzten Endes scheint es aber ein Problem zu sein, dass man mit Geld lösen könnte, oder? Zwar nicht unbedingt mehr Geld in dem Sinne, dass jede dort arbeitende Person mehr verdient, sondern mehr Geld insgesamt für mehr Personal und dadurch eine sinkende Arbeitsbelastung pro Person.

vor 7 Minuten von Okabe:

Man könnte ja auch einfach mehr Studienplätze anbieten, die werden schlicht künstlich knapp gehalten.

Es würden ja viele gerne Medizin studieren und es werden auch Mediziner gebraucht, insofern scheint es diesbezüglich eigentlich keine Nadelöhre zu geben.

Läuft also alles letztlich "nur" drauf hinaus, dass mehr Geld bereitgestellt werden sollte? (Was ja keine so ungewöhnliche Situation ist...)

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odensee
vor 29 Minuten von Okabe:

Man könnte ja auch einfach mehr Studienplätze anbieten, die werden schlicht künstlich knapp gehalten.

Ist das wirklich so? Ist ja nicht wie bei einem BWL-Studium, wo man im wesentlichen im Hörsaal sitzt.

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Nachdenklich
Am 21.9.2023 um 18:38 von Nostradamus:

Im Video wird immer wieder der Personalmangel angesprochen und auch von dir. Ist das der zentrale Punkt, an dem angesetzt werden müsste oder was wäre deiner Meinung nach der größte Hebel zur Verbesserung?

Ärztemangel? Das ist natürlich alles relativ. Ähnlich wie bei der Behauptung, wir hätten in Deutschland zu wenig Wohnraum (Wohnfläche pro Kopf der Bevölkerung ist so hoch wie nie zuvor).

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/158869/umfrage/anzahl-der-aerzte-in-deutschland-seit-1990/

 

Einerseits haben wir vielleicht heute einfach höhere Erwartungen. Ob die alle immer gerechtfertigt sind, möchte ich jetzt hier nicht bewerten. Ob wir einsehen, daß wir bei höheren Erwartungen dann auch einen höheren Teil unseres Einkommens für die Kosten aufbringen müssen, erscheint mir auch fraglich.

Andererseits haben die Ärzte und das Pflegepersonal wohl auch deshalb zu wenig Zeit für den Patienten (--> Stress), weil sie einen großen Teil ihrer Zeit mit anderen Dingen beschäftigt sind, deren Nutzen für den Patienten vielleicht begrenzt ist.

Ich höre jedenfalls von Ärzten im Bekanntenkreis, daß sie auch bei einfachen und klaren Fällen verhältnismäßig viel Zeit für die Dokumentation aufbringen (müssen), da sie ständig damit rechnen müssen, vom Patienten verklagt zu werden. Nur eine umfangreiche Dokumentation schützt sie vor ungerechtfertigten Klagen.  

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Cor
· bearbeitet von Cor

Die Problematik ist wie alle Probleme dieser Art, sehr sehr komplex und nicht mit nur einem Mittel zu lösen.

 

Kurz mal angeschnitten:

Hauptproblem: Zu wenig Personal für zu viel Arbeit:

- Einerseits weil zu schlechte Bedingungen, aber auch weil haufenweise scheisse erledigt werden muss, die aus diversen Gründen erledigt werden muss (ich sag nur Dokumentation, weil man dauernd mit einem halben bein im Gefängnis steht, und ja, jeder macht Fehler auch Ärzte).

- Und ganz wichtig: Die Medizin wird immer komplexer, die Medizin vor 30 jahren war um WELTEN weniger komplex als heute. Somit braucht man mehr Zeit aber allein schon deswegen mehr Geld.

- Patienten werden immer älter (eigentlich ja gut, aber je älter desto mehr Ärzte braucht man).

- Sehr Viele Krankheitsbilder können heute behandelt werden, an denen man früher einfach gestorben ist (insgesamt auch gut, aber das kostet geld und Personal)

-Demographischer Wandel: Wer soll die oben genannten Punkte bezahlen? Immer weniger leute arbeiten, und immer mehr sind Rentner und gehen gefühlt wöchentlich zum Arzt.

-Haufenweise Ärzte gehen selbst in Rente.

-Studienplätze sind schweineteuer! Und noch dazu ist die Ausbildung staatlich geregelt (nennt sich Approbationsordnung) Und niemand traut sich an der Approbationsordnung rum zu schrauben weil niemand schlechter ausgebildete Ärzte will. aber die aktuelle Ausbildung ist wie gesagt sau teuer. Alle wollen immer neue Stuednplätze schaffen, bis sie dann die Rechnung sehen, danach is Ruhe :)

-Jeder will die beste medizinische Versorgung, niemand ist bereit einfach zu sterben (zynisch ich weiß, aber es ist ein delikates Thema. In anderen Industrien würde man die Qualität einfach mal herabsetzen (statt hochwertiges Öl einfach mal Palmöl ins Rezept weil billiger), in der Medizin geht es aber um Gesundheit)

-Großes Problem: 80% der Medizinstudenten sind heutzutage weiblich, diese bekommen allerdings gerne Kinder und wollen dann Teilzeit arbeiten. Noch dazu sind weibliche Ärzte im Durschnitt nicht so verrückt bzw karrieregeil und arbeiten dauerhaft 70h die Woche.

 

Das waren nur ein paar Punkte, aber nur so als Übersicht. Es ist ein riesengroßes strukturelles und sehr komplexes Problem. Nur Geld darauf zu schütten würde es nicht lösen und wäre wrs auch Ressoruvenverschwendung. Denn: Es würde wrs nicht da ankommen, wo es wirklich hin sollte . Gibt genug Akteure im System die sich bereichern wollen und zugreifen (auch viele Ärzte).

 

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Okabe

Also, da scheint es doch eine recht einfache Lösung zu geben: man stelle zusätzliche Studienplätze für Medizin bereicht, aber eben mit Studiengebühren (per Kredit natürlich), die die wahren Kosten decken.

 

Wer dann über den "normalen" NC nicht reinkommt, der kann ja diesen zweiten Weg wählen. Folge: es werden mehr Mediziner ausgebildet und ein Teil dieser hat auch eine ordentliche Motivation Vollzeit zu arbeiten, weil nämlich der Kredit zurückbezahlt werden muss.

 

Das löst nicht alle Probleme, aber würde wesentlich zu einer Verbesserung beitragen.

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yuser
vor 3 Stunden von Okabe:

es werden mehr Mediziner ausgebildet und ein Teil dieser hat auch eine ordentliche Motivation Vollzeit zu arbeiten,

In Deutschland ausgebildet, arbeiten dann aber Vollzeit in der Schweiz - zumindest habe ich kürzlich wieder mitbekommen, dass Tochter 1 eines Bekannten jetzt in der Schweiz ist.

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odensee
vor 3 Stunden von Okabe:

Also, da scheint es doch eine recht einfache Lösung zu geben: man stelle zusätzliche Studienplätze für Medizin bereicht, aber eben mit Studiengebühren (per Kredit natürlich), die die wahren Kosten decken.

Kannst du mal erklären, wie die hohen Kosten entstehen und wie Studiengebühren dann zur Problemlösung beitragen?

Kleines(!) Beispiel „von früher“: die Medizinstudenten mussten vor dem Physikum Praktika u.a. in Chemie besuchen. Die Labore waren voll. Da baut man auch nicht mal schnell was neues.

Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.

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Maikel
vor 17 Stunden von Cor:

-Großes Problem: 80% der Medizinstudenten sind heutzutage weiblich, diese bekommen allerdings gerne Kinder und wollen dann Teilzeit arbeiten. Noch dazu sind weibliche Ärzte im Durschnitt nicht so verrückt bzw karrieregeil und arbeiten dauerhaft 70h die Woche.

Das ist (für mich) ein neuer Punkt, interessant.

 

Zusammen mit

vor 17 Stunden von Cor:

Studienplätze sind schweineteuer!

ergibt das eine erschreckend geringe Effizienz des für die Ausbildung eingesetzten Geldes.

 

BTW: Schon meine Mutter hatte, vor über 50 Jahren, ihr Medizinstudium abgebrochen, als sie geheiratet hat.

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Okabe
vor 17 Minuten von Maikel:

BTW: Schon meine Mutter hatte, vor über 50 Jahren, ihr Medizinstudium abgebrochen, als sie geheiratet ha

Wie ging noch der Witz: wer bis zum Xten Semester keinen Doktor hat, der muss ihn selbst machen? :D

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Cor
· bearbeitet von Cor
vor 11 Stunden von odensee:

Kannst du mal erklären, wie die hohen Kosten entstehen und wie Studiengebühren dann zur Problemlösung beitragen?

Kleines(!) Beispiel „von früher“: die Medizinstudenten mussten vor dem Physikum Praktika u.a. in Chemie besuchen. Die Labore waren voll. Da baut man auch nicht mal schnell was neues.

Ob das heute noch so ist, weiß ich nicht.

Ganz genau das meinte ich mit der Approbationsordnung,da wird alles vorgeschrieben. Man braucht Labore der unterschiedlichsten Fächer (Biochemie, Chemie, Physik etc.), außerdem braucht man sowohl tote "Patienten" (also Leichen die aufwändig vorbereitet und dann präpariert  werden müssen), als auch lebendige Patienten und Ärzte die zur Ausbildung abgestellt werden. Da kommt so viel Material und Kosten zusammen.

 

Meiner Ansicht nach bringen mehr Studienplätze auch nur was, wenn die Ärzte dann auch wirklich dauerhaft im deutschen Gesundeitssystem am besten in Vollzeit arbeiten, aber wie gesagt ist das vor allem für Frauen mit Familie sehr sehr unattraktiv.

Gründe: Hohe Arbeitszeiten (unter 45h pro Woche kommt man im Krankenhaus nicht weg, die Regel sind eher 50H und aufwärts), keine Gleitzeit - ja das ist eigentlich logisch abe rgerade sowas ist für Mütter mit Kindern sehr wichtig, keine Möglichkeit spontan mal einen Tag frei zu machen (die Station bricht sonst zusammen gefühlt). Meine Mitkollegen tun sich sogar schwer für sich selbst mal einen Zahnarzttermin irgendwo unterzubekommen (!) . Ich selbst konnte nicht auf die Standesamtliche Hochzeit meiner Schwägerin. Wieso? Es war an einem Donnerstag. Alle anderen haben sich da frei genommen, nur ich konnte das nicht. Überstunden können auch nur sehr begrenzt abgefeiert werden, da es so wenig Ersatz gibt, wie gesagt alles meist seh auf Kante genäht. Wochenendarbeit, man arbeitet teilweise 12 tage durch. Nachtarbeit und dementsprechend fertig ist man dann tagsüber. Noch dazu sehr hoher (emotionaler) Stress, nach 10h Arbeitszeit im Dauerstress mit sterbenden patienten ist es schwer noch zuhause die Kinderbetreuung zu wuppen. Danach ist man tot und muss sich ausruhen. Das ist alles körperlich sehr anstrengend!

Das sind alles punkte die junge 1,0 Abiturientinnen mit 18 nicht auf dem Schirm haben und dementsprechend gerne Ärztinnen werden aber die Realität holt sie dann ein. Die meisten lösen es dann mit 50% Teilzeit oder bleiben 2 oder 3 Jahre in der Klinik und sind dann Teilzeit angestellt beim Hausarzt tätig. Das löst aber weder das Versorgungsproblem der Kliniken, noch das der Landärzte, da sich diese Frauen nicht am Land als Einzelarzt selbstständig machen wollen (das ist deutlich mehr Arbeit als ein Vollzeitjob). Noch dazu haben sie meist einen männlichen Partner der nicht Arzt ist sondern zb Ingenieur und der auf Nähe einer Stadt angewiesen ist für seinen Job und kein Bock auf ein Dorf in der Pampa hat.  Das Problem ist komplex.

 

Ich z.b. würde sehr gerne weiter dauerhaft im Krankenhaus an der Gesundheit meiner Mitmenschen mitarbeiten, aber nicht zu diesen Bedingungen und das sage ich als Mann, der im Rahmen der Familienarbeit stark von meiner Partnerin unterstützt wird (sie ist eher Familienmensch und weniger Karrieremensch).

 

Insgesamt wird meiner Erfahrung nach das Problem erst dann von Mitmenschen, insbesonderen anderen Akademikern, voll erfasst, wenn sie das alles mal selbst hautnah als naher Angehöriger mitbekommen. Selbst meine Partnerin dachte lange, dass Ärzte und Pflegekräftte übertreiben ("ist doch sinnvoller job und solide bezahlt, wieso jammern die immer, würde sowas auch machen") und war entsetzt bezüglich meiner Schilderungen und will mittlerweile auch nicht, dass ich mich diesen Bedingungen wieder aussetze weil sie sich um meine mentale und körperliche Gesundheit sorgt - zugegebenerweise wahrscheinlich richtig so (sie arbeitet mit Gleitzeit als Akademikerin in einem Bürojob mit netten Kollegen und Wertschätzung seitens der Chefin). Gerade Akademiker in anderen gesuchten Bereichen  und auch in Konzernen und oft dementsprechnder Bezahlung /Arbeitsbedingungen (also zb MINT etc.) können nicht glauben, wie man als Arzt teilweise behandelt wird, trotz der immanent wichtigen Rolle, die man für die Kliniken und auch die Patienten spielt. Aber Wertschätzung ist praktisch null. Das motto der Vorgesetzten heisst: ist die Klinik zu hart für dich bist du zu schwach. Wer es nicht packt, soll doch gehen. Es gibt gott sei dank auch Chefs die anders ticken aber die bleiben meist selbst nicht lange. Die BWLer in der Teppichetage haben meist selbst keine Ahnung was in den Etagen unter Ihnen so alles abgeht. Und wenn man nachfrägt bzgl weiterer Mittel und Stellen heisst es : Kein Geld. Aber wie gesagt da oben ist um 17h uhr kein Schwein mehr, während auf Station immer gearbeitet wird.

 

Addendum: Gerade der Punkt mit den vielen Frauen ist einer an der niemals ein Politker ansetzen würde. Dass zuviele Frauen irgendwo ein problem darstellen könnten, ist ein Tabuthema. Wobei es ehrlicherweise an den Arbeitsbedingungen liegt, meiner Erfahrung sind viele Frauen sehr sehr gute Ärztinnen und haben meist mehr Empathie als wir Männer und sind oft gewissenhafter in der Arbeit. Deswegen muss daran gearbeitet werden diese Arbeitskräfte zu halten, ich erinnere an die je nach Uni 65-80% Anteil Frauen bei den aktruellen Medizinstudierenden. Tendenz seit jahren steigend.

 

Und ich wiederhole mich: Wer daran zweifelt soll mal Praktikum auf einer beliebigen Station der Inneren Medizin machen. Oder mit Pflegekräften oder Ärzten im Krankenhaus sprechen. Und wenn ihr immer mehr ausländischem Personal begegnet die wenig deutsch sprechen (insbesondere ausserhalb der Großstädte) dann wisst ihr jetzt auch wieso das so ist.

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