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Bärenbulle

Zentrale Indikatoren für den Krisenbeginn 3.0 (Stagflation-Variante)

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Leeloo Dallas
vor 40 Minuten von Bärenbulle:

Daher denke ich hat BMI schon einen wichtigen Punkt gemacht, nämlich dass vor allem die Konjunkturprogramme dazu beigetragen haben, dass die Liquidität sich in Inflation niederschlägt. Jedenfalls wäre das mein Verständnis. QT bewirkt nun das Gegenteil (mit hohen Risiken nicht zuletzt für die Liquidität der Banken und anderer Marktteilnehmer)

Inflation in the Time of Corona and War

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Drengist
· bearbeitet von Drengist
vor 3 Stunden von Bärenbulle:

Normalerweise "vermehren" die Banken das von den Zentralbanken ausgegebene Geld, indem sie Kredite vergeben. Daraus entsteht ein Kreislauf: Das geliehene Geld fließt in den Konsum, wird vom Empfänger auf eine Bank getragen, und so fort. Nach der Finanzkrise in 2008 wirkten die Banken aber nicht mehr im gewohnten Maß als Multiplikatoren, weil sie selbst ihre Bilanzen abspecken mußten. Oder wie Keynes es mal in einem berühmten Zitat ausgedrückt hat: "Man kann die Pferde zwar zur Tränke führen. Man kann sie aber nicht zwingen, das Wasser auch zu saufen."

Die enorme Steigerung der Notenbank-Geldmenge - also des Geldes, das in Umlauf und bei der Zentralbank angelegt ist - führte nach der Finanzkrise zu keiner adäquaten Steigerung des Buchgeldes, das auch die Sicht-, Spar- und Termineinlagen umfasst: Diese breite Geldmenge stieg zu wenig, so dass wir jahrelang ein eher deflationären Umfeld hatten. Das Konjunkturprogramm von Biden und die Covid-Pakete haben das "Saufen" recht stark befeuert. Vor allem die Unternehmen haben Kredite von den Banken in der Covid-Krise bekommen etc. mit Staatlichen Sicherheiten. Ich würde vermuten, dass dadurch der vorher schleppende Kreditprozess sehr heftig angekurbelt wurde. Daher denke ich hat BMI schon einen wichtigen Punkt gemacht, nämlich dass vor allem die Konjunkturprogramme dazu beigetragen haben, dass die Liquidität sich in Inflation niederschlägt. Jedenfalls wäre das mein Verständnis. QT bewirkt nun das Gegenteil (mit hohen Risiken nicht zuletzt für die Liquidität der Banken und anderer Marktteilnehmer)

Der erste, theoretische Teil ist richtig, der zweite, die Umwälzung auf die Corona-Lage, aber leider nicht. Die Konjunkturprogramme dienten zu einem größeren Teil als sogenannte automatische Stabilisatoren, heißt: die Folgen einer Krise (Arbeitslosigkeit, und in der Folge Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage) abmildern.  Ich sehe auch überhaupt keinen ökonomischen Sinn für ein Unternehmen, in einem völlig unsicheren Umfeld (Corona, Lockdown, Lieferketten) Kredite aufnehmen zu wollen, allenfalls um mein Unternehmen am Leben zu erhalten. Und dann muss ich erstmal eine Bank finden, die mir einen gibt. Als Bank würde ich einer solchen Krise extrem vorsichtig sein, einfach so Kredite zu vergeben. Und in der Realität war es genau so. Nachzulesen hier, bezogen auf Konsumenten-Kredite. Ökonomisch auch vollkommen logisch: Wir sind in einer Pandemie, also halte ich mein Geld zusammen, gehe wenig Risiken ein.

 

Auch hier hat vornehmlich der Staat geholfen (Insolvenzrecht wurde in D zeitweise gelockert, Überbrückungsgeld vom Staat gezahlt) Das führt erstmal alles nicht zu Inflation! Und hat alles nichts, aber auch gar nichts mit der Zentralbank zu tun.

 

Nochmal: Ohne Corona und Krieg hätten wir heute nicht diese Inflation. Es ist unfassbar, wie sehr sich diese Bild-Zeitungs-Logik, die EZB enteignet die Bürger und sie ist Schuld an der Inflation, so vehement festgesetzt hat.

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Drengist
vor 2 Stunden von Leeloo Dallas:
Zitat

This paper attempts to recover the lost plot, arguing that the recent inflation has mostly supply-
side origins, caused by the COVID-19 crisis, and has been enabled by wrong past and current
macroeconomic policy choices. The next section takes a closer look at the current
inflation, showing that it is not due to a generalized co-movement of (all) prices, but to a number
of sector-specific price increases in industries strongly affected by global commodity-chain
disruptions. The corona-crisis has been seriously stress-testing the resilience of the global
supply chains

 

Leseempfehlung! Auch wenn ich immer zurückzucke, wenn ich die Worthülse Neoliberalismus höre.

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Gast240102
· bearbeitet von fintech

@Drengist:....ohne EZB wären die enormen Staatshilfen nicht möglich gewesen, denn so wie die Unternehmen keinen Kredit bekommen, bekommen die Staaten in derartigen Krisen auch keinen Kredit, es sei denn über die indirekte Staatsfinanzierung der EZB.

 

Richtig muss es heißen: Ohne Corona und Krieg und der EZB als Geldgeberin, die die Ausgaben finanziert, hätten wir die Inflation nicht.

 

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Drengist
· bearbeitet von Drengist
vor 9 Minuten von fintech:

@Drengist:....ohne EZB wären die enormen Staatshilfen nicht möglich gewesen, denn so wie die Unternehmen keinen Kredit bekommen, bekommen die Staaten in derartigen Krisen auch keinen Kredit, es sei denn über die indirekte Staatsfinanzierung der EZB.

 

Richtig muss es heißen: Ohne Corona und Krieg und der EZB als Geldgeberin, die die Ausgaben finanziert, hätten wir die Inflation nicht.

 

Zumindest wären die Schäden der Krise erheblich höher, wenn die EZB keine Staatsanleihen gekauft hätte, weil die Zinsen für neue Schulden erheblich höher gelegen hätten. Vielleicht hätten wir ohne EZB eine neue riesige Euro-Krise, in Amerika ohne Fed eine schwere langanhaltende Depression. Aber nochmal: Die EZB und auch die Fed hat mit ihren Programmen die Wirtschaft (und den Staat) gestützt, aber per se nicht die Inflation ausgelöst. Sie hat reagiert auf die Pandemie, die wiederum hat die Inflation ausgelöst und der Krieg hat sie beschleunigt.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 13 Stunden von Drengist:

Die Konjunkturprogramme dienten zu einem größeren Teil als sogenannte automatische Stabilisatoren, heißt: die Folgen einer Krise (Arbeitslosigkeit, und in der Folge Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage) abmildern.  Ich sehe auch überhaupt keinen ökonomischen Sinn für ein Unternehmen, in einem völlig unsicheren Umfeld (Corona, Lockdown, Lieferketten) Kredite aufnehmen zu wollen, allenfalls um mein Unternehmen am Leben zu erhalten. Und dann muss ich erstmal eine Bank finden, die mir einen gibt. Als Bank würde ich einer solchen Krise extrem vorsichtig sein, einfach so Kredite zu vergeben. Und in der Realität war es genau so. Nachzulesen hier, bezogen auf Konsumenten-Kredite. Ökonomisch auch vollkommen logisch: Wir sind in einer Pandemie, also halte ich mein Geld zusammen, gehe wenig Risiken ein.

 

Auch hier hat vornehmlich der Staat geholfen (Insolvenzrecht wurde in D zeitweise gelockert, Überbrückungsgeld vom Staat gezahlt) Das führt erstmal alles nicht zu Inflation! Und hat alles nichts, aber auch gar nichts mit der Zentralbank zu tun.

Na ja das ist Haarspalterei. Viele Unternehmen haben Geld (z.B. für Kurzarbeit) und Kredite bekommen. In USA wurden Gelder direkt an die Konsumenten ausgegeben. Natürlich erhöht das die Geldmenge auf allen Ebenen. Nicht nur Konsumenten, sondern auch auch Unternehmen erzeugen Nachfrage. Die Nothilfen haben den deflationären Effekt des Covid-Schocks kompensiert. Die Nachholeffekte die normalerweise dann eigentlich den deflationären Teil kompensiert hätten, waren somit bereits kompensiert und deshalb haben die Nachholeffekte dann voll auf die Inflation durchgeschlagen, da Konsumenten und Unternehmen riesige Cashreserven hatten und dieses Geld die knappen Waren gejagt hat. Denn ohne Nachfrage gibt es keine Inflation. Und selbstredent erzeugen auch Fiskalprogramme der Biden-Administration eine direkte Nachfrage (das ist Ihr Sinn).

 

Aber ich bin nicht ganz sicher auf was Du eigentlich heraus willst. Vielleicht erklärst Du das nochmal.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
Am 22.6.2022 um 23:14 von Richie_Rich:

Recession Risk Using:
a) the Yield Curve and Credit Spreads
b) Leading Indicators
c) Inflation and the State of the Business Cycle (Unemployment Rate)

 

Conclusion: Slightly more than a 50% chance of a recession over the next four quarters and a two-thirds probability of a downturn over the next two years.

 

https://www.federalreserve.gov/econres/notes/feds-notes/financial-and-macroeconomic-indicators-of-recession-risk-20220621.htm

Danke, dass ist ein sehr interessantes Paper und bestärkt die Vermutung, dass man das 2Y10Y-Signal der Zinsstruktur doch auch sehr ernst nehmen muss.

 

Noch eine gute Zusammenfassung zu den unterschiedlichen Zinsstrukturen:

Zitat

According to the Fed, the 10-Yr/2-Yr and 10-Yr/3-Mo curves provide useful economic and monetary signals. In an article in the San Francisco Fed newsletter, titled Information in the Yield Curve About Future Recessions, the authors, Michael D. Bauer and Thomas M. Mertens, state that following the 10-yr/2-yr spread is often preferred “because the former summarizes long-term perceptions and sentiment of bond market investors, while the latter is viewed as a reasonable indicator of the stance of monetary policy.” The article also notes that the 10-yr/3-mo term spread has “strong predictive power of... recessions and economic activity” and is the preferred measure used in academic research. For this reason, the 10-yr/3-mo inversion tends to be used as a recession marker.

 

Gut möglich das Commodities nun an Ihrem Top angekommen. Zumindest wenn wir in eine Rezession abgleiten. Ich erwäge daher zumindest einen Teil zu verkaufen, damit sich dort nicht ein zu großes Portfolio-Risiko materialisiert. Commodity-Crashes können immerhin auch sehr heftig sein.

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Drengist
· bearbeitet von Drengist

 

Bildschirmfoto 2022-06-25 um 09.50.01.png

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bmi
Am 23.6.2022 um 15:53 von Drengist:

zu 1. Du behauptest, der Warenkorb würde so angepasst, damit die Inflation möglichst niedrig ausgewiesen wird. Der Warenkorb spiegelt unser Konsumverhalten wider, das verändert sich., darum muss auch er regelmäßig geändert werden. Das machen völlig unabhängige Experten beim Statistischen Bundesamt. Falls du Absicht unterstellst, quasi eine Verschwörung vermutest: Sorry, dann bin ich raus aus der Debatte. Aber nehmen wir trotzdem einmal an, das würde stimmen. Der Warenkorb wird alle 5 Jahre angepasst, dazwischen ist er konstant. Würde er alle fünf Jahre so verändert, dass die Inflation möglichst niedriger ausfällt, würde sich in der Statistik niederschlagen, tut es aber nicht. Es ist ja keine laufende Anpassung.

Ich verlinke hierzu den Artikel von Gunter Schnabl (leitet das Institut für Wirtschaftspolitik an der Uni Leipzig):

https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2020/heft/11/beitrag/die-inflationsmessung-erzeugt-die-illusion-der-stabilen-kaufkraft.html

Am 23.6.2022 um 15:53 von Drengist:

zu 2. Wenn neues Geld verzögert in der Wirtschaft ankommen würde, würde es zu Inflation kommen, aber eben verzögert. Ist es aber nicht, erst mit Corona und Krieg kam es zu Preissteigerungen, und zwar plötzlich und rasant.

Am 23.6.2022 um 15:53 von Drengist:

3.Auch da nehmen wir einmal an, deine Annahme stimmt, mit Boomern etc: Sinkende Nachfrage bei gleichem Angebot führt zu steigenden Preisen? Wie soll das gehen? Sinkende Nachfrage führt zu sinkenden Preisen, eben weil weniger nachgefragt wird.

Meine Antworten waren alle bezogen auf deine Frage, wieso wir jahrelang vor dem Krieg und der Pandemie keine nennenswerte Inflationssteigerung hatten.

Am 23.6.2022 um 15:53 von Drengist:

Das letzte verstehe ich gar nicht: Warum ist es für Preisentwicklungen relevant, ob ich mit Bargeld oder ohne bezahle? Ich mache mein Auto, meinen Salat, weil jemand mit Karte bezahlt? Ok, vielleicht und nur ganz vielleicht einmalig, um die vielleicht minimal höheren Kosten für das Geschäft auszugleichen. (WAhrscheinlich wird das schon durch Konkurrenzdruck kaum möglich sein). Aber dauerhaft?

Wenn sich M0 erhöht, aber die Umlaufgeschwindigkeit verringert (weil eben mehr via Kreditkarte, Paypal, ... bezahlt wird), dann könnte sich das eben kompensieren. 

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bmi
· bearbeitet von bmi
Am 23.6.2022 um 19:43 von Drengist:

Vielleicht hätten wir ohne EZB eine neue riesige Euro-Krise, in Amerika ohne Fed eine schwere langanhaltende Depression. Aber nochmal: Die EZB und auch die Fed hat mit ihren Programmen die Wirtschaft (und den Staat) gestützt, aber per se nicht die Inflation ausgelöst. Sie hat reagiert auf die Pandemie, die wiederum hat die Inflation ausgelöst und der Krieg hat sie beschleunigt.

Ja, es gibt Gründe zur Annahme, dass z.B. die Bankenrettung 2008/2009 und Rettungspakete während der Pandemie bis zu einem gewissen Punkt wichtig und richtig waren. Über den Umfang lässt sich streiten und auch ob das Geld bei den richtigen Empfängern ankam (siehe z.B. https://www.nytimes.com/interactive/2022/03/11/us/how-covid-stimulus-money-was-spent.html). Diese Medizin darf nur nicht zur Normalkost werden. Die Schuldenberge müssen wieder abgebaut werden ohne den Wohlstand zu gefährden und das sehe ich als eine der größten Herausforderungen überhaupt aktuell (vor allem durch den Krieg und dessen Folgen und Klimawandel). 

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bmi
Am 23.6.2022 um 15:20 von bmi:

Ich würde sagen, dass das maßgeblich aus drei Gründen der Fall war:

 

1. mit dem Bemessungs-Warenkorb, der laufend zugunsten einer niedrigen theoretischen Inflation angepasst wurde 

2. neues Geld sehr stark verzögert in der Realwirtschaft ankam (der Grund dürften die Empfänger von neuem Geld sein - überwiegend bereits Vermögende)

3. sinkende Nachfrage (in Deutschland z.B. weniger Nachwuchs, also weniger junge Leute die Geld haben und viel konsumieren, und Babyboomer gehen in den Ruhestand und investieren zunehmend weniger), bei gleichbleibendem oder gar steigendem Angebot

 

Bei einem Punkt bin ich mir unsicher und zwar der Einfluss von rückläufigen Bargeldzahlungen und zunehmenden Onlinezahlungen. Also Umlaufgeschwindigkeit von M0 sinkt zunehmend. 

Wird beim Warenkorb zur Berechnung der Inflation eigentlich der Packungsinhalt bei z.B. Lebensmitteln berücksichtigt?

Also wenn die Kekspackung nicht mehr 200g sondern nur noch 150g hat?

 

Wäre eine weitere versteckte Inflation.

Konnte dazu keine Info finden. 

 

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressekonferenzen/2019/HGG_VPI/Waegungsschema_VPI.html

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Kezboard
vor 2 Stunden von bmi:

Wird beim Warenkorb zur Berechnung der Inflation eigentlich der Packungsinhalt bei z.B. Lebensmitteln berücksichtigt?

Also wenn die Kekspackung nicht mehr 200g sondern nur noch 150g hat?

 

Das nennt man dann nicht mehr Inflation, sondern Beschiss.

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WOVA1
vor 2 Stunden von bmi:

Wird beim Warenkorb zur Berechnung der Inflation eigentlich der Packungsinhalt bei z.B. Lebensmitteln berücksichtigt?

Also wenn die Kekspackung nicht mehr 200g sondern nur noch 150g hat?

Mengenänderungen ja .

 

destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Verbraucherpreisindex/Methoden/Erlaeuterungen/verbraucherpreisindex

 

Zitat

Beim Preisvergleich werden auch Mengenänderungen eingerechnet. Verringert zum Beispiel ein Anbieter die Verpackungsgröße eines Produktes bei gleich bleibendem Preis, wird dies in der Preisstatistik wie eine Preiserhöhung behandelt.

 

Spannender ist dann schon der Absatz zu Qualitätsänderungen.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 1 Stunde von Kezboard:

 

Das nennt man dann nicht mehr Inflation, sondern Beschiss.

Die Ami's nennen das "Shrinkflation".

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Dr. Copper hat es mal wieder als erstes erkannt ...

 

... semioffiziell ist die USA nun in der Rezession:

 

Bild1.jpg.b82f231744513ac985c7abb35baf167d.jpg

 

... das ist ja mal ein "knackiger" Absturz des GDPNow's! Powells Zwischentöne klingen nun auch eher nach unvermeidlicher Rezession. Die Zentralbanken schwören die Märkte unverblümt auf Schmerzen ein, frei nach dem Motto "Tschuldigung, aber es wird weh tun".

 

 

... die 3M10Y-Zinsstruktur bleibt weiter blind während die 2Y10Y weiter im Warn-Modus blinkt. Die internationalen Zinsstrukturen sind mit Ausnahme der meisten BRICS-Länder noch vergleichsweise entspannt.

 

Insgesamt hat sich die Zinskurve aber kräftig abgesenkt. Anleihen drehen in Krisen vor Aktien als erstes nach oben. Ist das nun also schon die Wende in den Bondmärkten?

 

Bild3.thumb.jpg.2168d3b8cc58022a0399c32cd8b3392f.jpg

 

... die Taylor-Rule verneint das noch immer in seltener Klarheit. Ich wäre daher noch skeptisch. Aber ein völliges No-Go sind Anleihen evtl. auch nicht mehr. Doch die nächste Lawine baut sich vermutlich schon auf.

 

Der BaR Moc ist keine große Hilfe bzw. bleibt stationär wie festgenagelt:

Bild2.jpg.7f2bc5a5dc6efe05b5837b882ab176b5.jpg

 

 

Headline PCE (May) zeigt sich etwas entspannter:

Bild7.jpg.5a80e66a7f7b1bbcbe77ff1d414d89b2.jpg

 

 

Der WLI dreht wieder nach unten:

Bild4.jpg.c50a458d5b6fcfecdea0cffbeb8c4bcd.jpg

 

Bild5.jpg.9e632866e3d6e98b7d568d012e8f8efd.jpg

 

 

.... während ISM und PMI - wie meist - träge nachziehen.

 

Bild6.jpg

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 8 Stunden von Bärenbulle:

Es fällt auf, dass der derzeitige Bär sehr schnell war. Vermutung: Er ist (bisher) rein finanziell getrieben und speist sich aus 2 Effekten:

1) sehr schnelle Leitzinserhöhung => Forward-Renditen passen sich neartime an

2) schneller Anstieg der Inflations- (und somit Zins-) erwartung aufgrund von Supply-Schocks

 

... eine Rezession oder Liquiditätsengpässe spielen bisher eine untergeordnete Rolle (was aber ggf. auch die nächste Raketenstufe nach unten sein wird).

 

Wenn das so ist, wie geht es dann weiter?

 

Drei starke Risiken sehe ich:

1) Der Markt rechnet mit einer Zinserhöhung auf max 3-4 Prozentpunkte. Nach Taylor-Rule ist aber sehr viel mehr Potenzial nach oben. Eine Verdoppelung ist möglich. Der Bär würde ergo nochmal so schnell und in etwa mit ähnlichen Abwertungen weiterlaufen. Wäre aber in 6 Monaten durch, da sich dann die Zinserwartungen in hohen Zinsen manifestiert haben dürften. Die Zinsen würden kurz auf 5-8 Prozent oder gar mehr steigen und die Inflation würde vermutlich wieder (zumindestens vorübergehend) zurückgeführt.

2) Das QT zerstört irgendwo einen Teil-/Schattenmarkt (Blasen gibt es ja genug). Bei steigenden Zinsen gibt es genügend Transmissionskanäle in die fragile Finanzwelt, so dass es zuerst punktuell und dann flächendeckend zu einer Liquiditätskrise kommt. Finanzkrisen sind die fiesesten und tiefsten Krisen. Zeitlich läge das Ganze aber eher im Mittelfeld, denn die FED würde vermutlich ASAP Liquidität bereitstellen vermutlich gar via Bazooka, so dass zumindest die Geldpolitik eine schnelle Piroette hinlegt und der FED Put wie Phönix aus der Asche steigt.

3) Rezession: Zeitlich sind rezessionsgetriebene Bären eher langsam. Ohne Finanzkrise kann das im Extremfall auch noch 2 Jahre so weitergehen. Je weniger sich 1) oder 2) manifestieren, desto zäher und langsamer düfte das Ganze werden.

 

Kombinationen sind natürlich auch möglich. Da gibt es eine Menge Synergiepotenzial zwischen 1-3) :w00t:

 

... oder aber morgen ist alles vorbei (Na ja wohl eher nicht).<_<

 

Sollte sich keines der 3 zuvor genannten Risiken manifestieren, dann könnte es so weitergehen:

1) Die Inflationskurven zeigen wieder nach unten verbunden mit einer Mini-Rezession und resultierende deflationären Erholung, die FED erhöht schrittweise 0,75 im Juli und 2x 0,5 im Sept Oktober. Es folgt eine erfreuliche Normalisierung der Inflation. Die Zinsstruktur wird steiler, die Forward PE brechen nur moderat ein und alles normalisiert sich. Die Märkte dürften sich dann noch im zweiten Halbjahr volatil im Seitwärtskanal bewegen und danach geht es wieder im Normalbetrieb weiter, die Forward PEs steigen und die Kurse auch. Zeitgleich müßte die FED aber Tempo den Zinserhöhungen rausnehmen und in 2023 mag es dann wieder zu einem ersten Zinssenkungs-Gemunkel kommen. Vorher werden die Kurse nicht abheben.

2) Die Inflation bricht nur wenig ein. Der Konsum bleibt trotzdem überraschend stabil. Die Rezession wird abgewendet (die 3M10Y-Zinsstruktur behält recht). Die Zinstruktur wird steil am langen Ende sehen wir 5 oder gar 6 Prozent. Die Forward PEs brechen nur wenig ein. China besiegt Covid. Auch hier sehe ich eher einen volatilen Seitwärtstrend aufgrund der weiter steigenden Zinsen am langen Ende. Ob es dann zu einem starken Ausbruch bei Aktien nach oben kommt hängt davon ab, ob die Inflation sich wieder normalisiert oder nicht. Normalisiert Sie sich weil Sie doch teilweise "transitionary" war, dann würde sich wohl nach dem Zinsanstieg am langen Ende und einerm Plateau bei den Leitzinsen die Chance auf rasche Kursgewinne in fragilem Umfeld geben. Wenn es dann richtig gut läuft mag die FED sogar wieder Zinssenkungen andeuten und wir sind dann wieder voll im Angriffsmodus.

 

Fazit: Für eine rasche und nachhaltige Erholung im 2 Halbjahr sehe ich aber nur wenig Spielraum. Oder anders ausgedrückt: Ohne signifikante FED-Kursänderung gibt es keine Hoffnung auf eine rasche Erholung.

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Fondsanleger1966

Schon etwas älter (Ende Mai 2022), aber schön klar in der Aussage: https://www.capital.de/geld-versicherungen/-ich-weiss-gar-nicht--worauf-ezb-chefin-lagarde-noch-wartet--31899972.html

 

Peter Bofinger (selbst der trägt inzwischen Bart!): "In den USA steckt die Inflation schon sehr viel tiefer im System drin, mit Lohnsteigerungen von fünf Prozent und mehr. Der einzige Weg aus dieser Dynamik wieder herauszukommen, ist halt, dass man die Wirtschaft so sehr ausbremst, dass die Arbeitslosigkeit wieder steigt und damit der Lohndruck zurückgeht. So war das immer in den USA, wo es keine Gewerkschaften vergleichbar mit denen in Deutschland gibt. Wenn die Notenbank die Inflation richtig bekämpfen wollte, musste sie immer eine Rezession erzeugen. Deswegen ist es ja so wichtig, dass die Lohn-Preis-Dynamik nicht außer Kontrolle gerät. Denn wenn man sie dann wieder in den Griff bekommen will, wird das schmerzhaft."

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Richie_Rich
· bearbeitet von Richie_Rich
On 7/4/2022 at 1:23 AM, Fondsanleger1966 said:

Wenn die Notenbank die Inflation richtig bekämpfen wollte, musste sie immer eine Rezession erzeugen.

Ich trage auch inzwischen einen Bart und vermute, dass die FED weiterhin intern die hohe Inflation für transitory hält. Sollte sich das in den nächsten Monaten bewahrheiten, könnte eine Pause bei den Zinsschritten eine weiche Landung unter Vermeidung einer Rezession zufolge haben.

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Das mit der vorübergehenden Inflation glaube ich zumindestens in den US eigentlich nicht. Für eins der positiven Szenarien spricht aber ggf. die seltsam entspannte Stimmung am Arbeitsmarkt. Diese Situation mit einer Rezession in Q2 zusammenzubringen, fällt schon sehr schwer. Zwar gibt es ein paar Entlassungen bei den Tech's, aber die anderen Branchen sind sehr zurückhaltend. Das muss aber nicht unbedingt gut für Aktienanleger sein, denn solange es keine Massenentlassungen gibt, wird die FED wohl sehr "hawkish" bleiben. Das kann die Talfahrt entsprechend lange herauszögern. So zynisch das klingt: Ohne Krise am Jobmarkt ist wohl keine steile Erholung am Aktienmarkt in Sicht.

 

Bild2.thumb.jpg.292107329673125fd4105f06f27ddef1.jpg

 

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Mittlerweile geht der Markt von massiv sinkenden Zinsen in 2023 aus (unmittelbar nach der Erhöhung auf 3,5%) . An ein Soft-Landing (ala Fed-dot-plots) glaubt wohl keiner mehr:

 

Bild4.thumb.jpg.1308b4cda6a95abb4686f7ae3de222a3.jpg

 

Ich persönlich glaube eher an weiter steigende Zinsen bis auf 4 oder 5 Prozent. U.a. wg. der niedrigen Arbeitslosigkeit. Im 2 HJ müßte es schon kräftig (rezessiv) knallen damit die obige Marktsicht Realität wird.

 

Die 2Y10Y Zinsstruktur hat zum dritten Mal invertiert und die 2Y5Y zum ersten Mal.

 

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Betroffen vom Bär sind seit Jahresanfang vor allem die Aktienmärkte USA und EU:

 

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Bild2.jpg.efb7d5d3c504547787ce9ad4f9f61d7b.jpg

 

... auch wenn sich auch alles zur Zeit depressiv anfühlt, so geht zumindest meine Assetallokation mit starkem Übergewicht EM und Asien bisher recht gut auf. Auch Value ist im US und EU Anteil die bessere Wahl. Manchmal zeigen Forward-Renditen auch kurzfristiger eine Wirkung (in Krisen geht es teils besonders schnell).

 

... und für alle RtM die sich gerne gruseln:

Bild3.jpg.79d8572beca17da3598faf02b676b0b9.jpg

Bild4.jpg.73c20575f972fff4736f8e40d33d24c1.jpg

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The Statistician
vor 52 Minuten von Bärenbulle:

... und für alle RtM die sich gerne gruseln:

Bild3.jpg.79d8572beca17da3598faf02b676b0b9.jpg

Bild4.jpg.73c20575f972fff4736f8e40d33d24c1.jpg

Wenn man mal eine Abweichung von 0% annimmt, würde man mit dem aktuellen Stand bei einem PE von unter 9 beim S&P 500 landen. Diese Plots sind zwar immer beeindruckend "erschreckend", aber die Implikation halte ich oft für übertrieben/unrealistisch. Ohne wirklich massiven Einbruch beim EPS und/oder extremen Zinsanstiegen doch vollkommen absurd.

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Nachdenklich
vor 2 Stunden von Bärenbulle:

.. und für alle RtM die sich gerne gruseln:

Ich danke Dir für die Bilder.

(Da kann ich in den kommenden Jahren auf der Kirmes die Eintrittskarte für die Geisterbahn sparen und die Sparplanrate um den Betrag aufstocken.  :narr:)

 

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Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
vor 2 Stunden von The Statistician:

Wenn man mal eine Abweichung von 0% annimmt, würde man mit dem aktuellen Stand bei einem PE von unter 9 beim S&P 500 landen. Diese Plots sind zwar immer beeindruckend "erschreckend", aber die Implikation halte ich oft für übertrieben/unrealistisch. Ohne wirklich massiven Einbruch beim EPS und/oder extremen Zinsanstiegen doch vollkommen absurd.

Hmm, wenn man den derzeitigen CAPE von 30 in den USA nimmt und den historischen Schnitt bei 15, dann resultiert daraus eine nochmaligen Halbierung der Kurse, um auf Normalniveau zu kommen (sofern sich auch die Zinsen auf Normalniveau einpendeln). Also so verstehe ich die 118%. D.h. 118% über Schnitt => Abwertungspotenzial um ca. 100/(118+100)=46% => Abwertungspotenzial von 54%. Das ist zwar leicht depressiver als wenn man mit Forwardrenditen / Multiples agiert, aber schon erstaunlich ähnlich im Ergebnis.

PS: Einigen wir uns auf "da geht noch was".:-*

PPS: Das gilt wohlgemerkt für normale Zinsen um die 4%. Bei Anwendung der für Zentralbanken relevanten Taylor Rule landen wir ggf. viel höher z.B. 6-8%. Und dann ... :help:

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