Zum Inhalt springen
Glory_Days

Offensiv/Defensiv-Portfolio

Empfohlene Beiträge

stagflation
· bearbeitet von stagflation

Ich bin ja großer Fan von der Portfolio-Theorie. In der Portfolio-Theorie sind die beiden Kennzahlen "erwartete Rendite" und "Risiko" wichtig für ein Portfolio. Wenn man die beiden Werte hat, kann man das Portfolio in ein Rendite/Risiko-Diagramm eintragen - und dann mit anderen Portfolios vergleichen.

 

Nehmen wir den MSCI World Index als Maßstab.

 

Wo würdest Du Dein Portfolio einordnen?

  1. Um wie viel höher (oder niedriger) würdest Du die "erwartete Rendite" Deines Portfolios einschätzen?
  2. Um wie viel höher (oder niedriger) würdest Du das Risiko Deines Portfolios einschätzen?
  3. Wie schätzt Du das Rendite/Risiko-Verhältnis Deines Portfolios im Vergleich zum MSCI World Index ein?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Portfoliovisualizer hat hier ein schönes Feature, das Portfolien in die historische Efficient Frontier einordnet. Für das vergleichbare Offensiv/Defensiv-Portfolio mit US-Produkten sowie ein MSCI World-Portfolio ergibt sich dabei für den Zeitraum Januar 2014 - März 2022 folgendes Bild (siehe Link):

grafik.thumb.png.e378e42f9e05e25bc98e70d213a539ab.png

Der schwarze Punkt ist hier das Offensiv/Defensiv-Portfolio, der rote Punkt das MSCI-World Portfolio (aus Funktionalitätsgründen dargestellt als 99% MSCI World + 1% 1-3 Year US Treasuries). Das Max Sharpe-Ratio Portfolio bestehend aus einer Zusammensetzung der gegebenen Portfolio-Komponenten des Offensiv/Defensiv-Portfolios wäre im Rückblick übrigens folgendes Portfolio gewesen:

grafik.thumb.png.b14c9f1ba8683468aaeecc4806a8a588.png

Und noch einige (Rendite-)Kennzahlen:

grafik.thumb.png.6f0b095a5b601366a86c01445443f382.png


Jetzt sollte man die Vergangenheit niemals einfach in die Zukunft extrapolieren. Für die Zukunft rechne ich generell mit niedrigeren Renditen bei höherer Volatilität (Risiko). Auf genaue Zahlen kann und möchte ich mich allerdings nicht festlegen.

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
stagflation
· bearbeitet von stagflation

Danke für die Auswertung!

 

Gestern, als ich Dein Portfolio zum ersten Mal sah, habe ich es mit ungefähr 50% mehr Risiko und ungefähr 50% mehr "erwartete Rendite" als ein World ETF abgeschätzt (ohne konkret zu rechnen).

 

Deine Auswertung zeigt fast die doppelte Rendite und nur wenig mehr Risiko als ein World ETF. Insofern wäre Dein Portfolio besser als ein World ETF. Ich denke aber, dass ein Teil des guten Abschneidens auf den gewählten Auswertungszeitraum zurückzuführen ist. Es ist zwar möglich, bessere Portfolios zu bauen als ein World ETF - aber es ist extrem schwer, Portfolios zu bauen, die so viel besser sind.

 

Wir sehen es vermutlich ähnlich, dass Dein Portfolio risikoreicher ist als ein World ETF und dass es möglicherweise auch eine höhere Rendite abwirft. Wenn Du das so möchtest, ist es okay. Für mich würde es nicht passen, da ich mich im Bereich von 50% Risiko und 50% "erwartete Rendite" eines World ETFs bewege. Aber ich habe wahrscheinlich auch andere Anlageziele.

 

Es sollte Dich beunruhigen, dass Dein Portfolio so nahe an der Efficient Frontier Linie liegt. Das ist KEIN gutes Zeichen! Es bedeutet, dass Du ein Portfolio hast, das in bestimmten wirtschaftlichen Situationen sehr gut abschneidet, aber in anderen wirtschaftlichen Situationen eher schlecht abschneidet. Gute Portfolios - in dem Sinne, dass sie unter allen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommenden wirtschaftlichen Situationen einigermaßen gut abschneiden, liegen nicht so dicht an der Efficient Frontier Linie. Gute Portfolios liegen mehr in der Mitte. Das heißt nicht, dass jedes Portfolio in der Mitte gut ist - aber gute Portfolios liegen eben nicht an der Efficient Frontier Linie. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass man niemals Fonds kaufen sollte, die in Top-10 Listen stehen. Gute Fonds schaffen es nicht in diese Listen.

 

Mehr dazu findest Du in Bernsteins "The intelligent Asset Allocator". Er macht das didaktisch sehr geschickt. Er lässt die Leser zuerst Portfolios auf der Efficient Frontier Linie ausrechnen. Und dann, wenn man raus hat, wie es geht, sagt er: alles Quatsch! Ich zeige Euch jetzt, wie man richtig gute Portfolios baut. Das bleibt dann in Erinnerung! :)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor einer Stunde von stagflation:

Deine Auswertung zeigt fast die doppelte Rendite und nur wenig mehr Risiko als ein World ETF. Insofern wäre Dein Portfolio besser als ein World ETF. Ich denke aber, dass ein Teil des guten Abschneidens auf den gewählten Auswertungszeitraum zurückzuführen ist. Es ist zwar möglich, bessere Portfolios zu bauen als ein World ETF - aber es ist extrem schwer, Portfolios zu bauen, die so viel besser sind.

Sicherlich ist ein Großteil der vergangenen Überrendite auf die vergangene Wertentwicklung des Krypto-Anteils zurückzuführen - wobei die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese genauso wiederholt sehr gering ist (was für den Gesamterfolg des Portfolios aber auch nicht notwendig ist). Man sollte auch bedenken, dass der Betrachtungszeitraum der Auswertung - mangels Datenverfügbarkeit - wesentlich zu kurz ist gegenüber dem empfohlenen Anlagezeitraum.

Zitat

Wir sehen es vermutlich ähnlich, dass Dein Portfolio risikoreicher ist als ein World ETF und dass es möglicherweise auch eine höhere Rendite abwirft. Wenn Du das so möchtest, ist es okay. Für mich würde es nicht passen, da ich mich im Bereich von 50% Risiko und 50% "erwartete Rendite" eines World ETFs bewege. Aber ich habe wahrscheinlich auch andere Anlageziele.

Wahrscheinlich würde man es aus heutiger Sicht als risikoreicher einstufen - ob es aber wirklich risikoreicher ist, muss sich erst noch zeigen. Risiko in die Zukunft gerichtet abzuschätzen fällt mir schwer - insbesondere über den hier angepeilten langen Anlagezeitraum.

Zitat

Es sollte Dich beunruhigen, dass Dein Portfolio so nahe an der Efficient Frontier Linie liegt. Das ist KEIN gutes Zeichen! Es bedeutet, dass Du ein Portfolio hast, das in bestimmten wirtschaftlichen Situationen sehr gut abschneidet, aber in anderen wirtschaftlichen Situationen eher schlecht abschneidet.

Den logischen Schluss kann ich nicht wirklich nachvollziehen, da das Portfolio noch keinen vollständigen Wirtschaftszyklus in der Vergangenheit durchlaufen hat. In diesem Sinne kann darüber noch keine abschließende Aussage getroffen werden. Ein Portfolio, das zumindest in einem gewissen Zeitraum nahe der Efficient Frontier liegt, ist mE aus Sicht der risiko-adjustierten Rendite auf jeden Fall besser als ein Portfolio, das immer sehr weit von der Efficient Frontier entfernt liegt. Alles andere kann nur die Zeit zeigen - und diese spielt natürlich auch für das Aussehen der Efficient Frontier eine wesentliche Rolle (wenn man sich eine rollierende Efficient Frontier vorstellt, so sollte die Volatilität dieser Linie mit abnehmendem rollierenden Zeitraum entsprechend zunehmen).

Zitat

Gute Portfolios - in dem Sinne, dass sie unter allen mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit kommenden wirtschaftlichen Situationen einigermaßen gut abschneiden, liegen nicht so dicht an der Efficient Frontier Linie. Gute Portfolios liegen mehr in der Mitte. Das heißt nicht, dass jedes Portfolio in der Mitte gut ist - aber gute Portfolios liegen eben nicht an der Efficient Frontier Linie. Das ist übrigens auch der Grund dafür, dass man niemals Fonds kaufen sollte, die in Top-10 Listen stehen. Gute Fonds schaffen es nicht in diese Listen.

Ich verstehe deine Aussage so, dass du der Meinung bist, dass ein Portfolio, das in der Vergangenheit nahe an der Efficient Frontier lag, in die Zukunft gerichtet mit höhrerer Wahrscheinlichkeit weiter von der Efficient Frontier entfernt liegen wird, als ein Portfolio, das in der Vergangenheit einen gewissen Abstand zur Efficient Frontier aufgewiesen hat. Denn wenn sich das Portfolio in 20 Jahren für den dann zurückliegenden 20 Jahres-Zeitraum nahe der Efficient Frontier befinden sollte, wäre es - aus Sicht der risiko-adjustierten Rendite - de facto ein gutes Portfolio (zumindest wenn man die Auswahl der Portfolio-Komponenten auf die Komponenten dieses Portfolios einschränkt). Die Frage, die sich hier dann unweigerlich aufdrängt, ist natürlich, was du hier konkret als dicht bezeichnen würdest und was du als Mitte definieren würdest. Außerdem müsste man für derartige Aussagen natürlich den Zeitrahmen definieren, auf den sich die Efficient Frontier bezieht (siehe meine Antwort oben). Auch wäre es interessant, ob es zu diesem Punkt wissenschaftliche Studien auf Basis der Portfoliotheorie gibt?

Zitat

Mehr dazu findest Du in Bernsteins "The intelligent Asset Allocator". Er macht das didaktisch sehr geschickt. Er lässt die Leser zuerst Portfolios auf der Efficient Frontier Linie ausrechnen. Und dann, wenn man raus hat, wie es geht, sagt er: alles Quatsch! Ich zeige Euch jetzt, wie man richtig gute Portfolios baut. Das bleibt dann in Erinnerung! :)

Muss ich mal einen Blick reinwerfen - wobei das Portfolio auch nicht unter diesen Gesichtspunkten der Efficient Frontier konstruiert wurde.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bigwigster

Mal noch eine Frage am Rande: Es handelt sich hier nicht um ein echtes Depot, tatsächlich umgesetzt wird die Strategie also nicht?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 41 Minuten von Bigwigster:

Mal noch eine Frage am Rande: Es handelt sich hier nicht um ein echtes Depot, tatsächlich umgesetzt wird die Strategie also nicht?

Doch, die Strategie kommt in einem echten Depot zum Einsatz. Allerdings ist der Anlagezeitraum <1 Jahr bisher, sodass der Stand aktuell zwar zufriedenstellend ist - aber natürlich noch viel zu kurz, um irgendwelche belastbaren Aussagen zu machen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
hattifnatt
· bearbeitet von hattifnatt
vor 7 Stunden von Glory_Days:

Doch, die Strategie kommt in einem echten Depot zum Einsatz.

Sehr interessant - es wäre cool, wenn du die Renditeentwicklung (evtl. mit einem geeigneten Benchmark) und evtl. auch die fundamentalen Änderungen hier regelmäßig updaten würdest (vielleicht jährlich?).

 

Edit: der Länderbias des NASDAQ-100 ist natürlich unschön, aber noch unschöner finde ich die bizarren Änderungen, die MSCI an der GICS-Struktur vornimmt, und die irgendwann dazu führen werden, dass das, was man aktuell unter IT versteht und als Wachstumsbranche haben möchte, irgendwann auf alle Sektoren verteilt ist - angefangen mit Facebook und Alphabet unter "Communication Services" und Amazon unter "Consumer Discretionary" bis hin zu diesen aktuellen Vorschlägen:

https://www.msci.com/documents/1296102/29559863/Estimated_Impact_of_the_Proposed_GICS_Changes_on_the_MSCI_ACWI_Index.pdf/965b4b22-ea11-10ad-ec92-72d68c5256d7?t=1643836550235

 

77BDE492-2179-447C-8EA1-54C2751EADBF.thumb.jpeg.de1b2c6ca39a47c578a03244ec62eb1b.jpeg

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
pete1
vor 12 Stunden von Glory_Days:

mit dem Instrument des Rebalancings an der Hand, halte ich es nicht für sinnvoll auf Big Tech zu verzichten

Gut, das sollst du ja auch nicht tun. Viel mehr geht es doch darum das Portfolio sinnvoll und strukturiert aufzubauen. Wenn dann aber 50% nur in Tech investiert wird, ist es weder sinnvoll noch strukturiert aufgebaut. Sicherlich gehört Tech auch weiterhin in jedes Portfolio. Aber mit Maß und Ziel. 

vor 21 Stunden von Glory_Days:

 

  • 50% Aktien Offensiv
    • 25% iShares NASDAQ 100 UCITS ETF (Acc) (ISIN: IE00B53SZB19) (TER: 0,33%, TD: 0,26%)

    • 25% iShares S&P 500 Information Technology Sector UCITS ETF (Acct) (ISIN: IE00B3WJKG14) (TER: 0,15%, TD: -0,07%)

Ein erster Schritt wäre ja schon gemacht, wenn du beispielsweise einen der beiden ETFs nimmst und damit einen anderen Sektor abbildest, von dem du ebenfalls sehr positive Erwartungswerte für die Zukunft hast. Dann ist das Risiko zwar immer noch erhöht, aber vertretbarer. Einen bestimmten Fokus kann man ja schon auch legen, da spricht nichts dagegen. Nur mit 50% Big Tech ist der Fokus doch etwas zu sehr aus dem Ruder geraten. 

Andere aussichtsreiche Sektoren könnten bspw. Medizintechnik, Pharma, Robotic, Wasserstoffmobilität o.ä. sein. 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 1 Stunde von hattifnatt:

Sehr interessant - es wäre cool, wenn du die Renditeentwicklung (evtl. mit einem geeigneten Benchmark) und evtl. auch die fundamentalen Änderungen hier regelmäßig updaten würdest (vielleicht jährlich?).

Kann ich gerne machen - jährlich halte ich für einen guten Rhythmus und dann mit Angabe von Performance, Intra-Year Drawdown und unter Angabe von Rebalancing sowie Änderungen falls vorgekommen.

Zitat

Edit: der Länderbias des NASDAQ-100 ist natürlich unschön, aber noch unschöner finde ich die bizarren Änderungen, die MSCI an der GICS-Struktur vornimmt [...]

Zumindest davor ist man beim NASDAQ-100 gefeit. Ist das dann ein MSCI-spefizischer Vorgang? Die S&P500 Sektoren beruhen auch auf GICS:

Zitat

Our S&P Sector and Industry Indices measure segments of the U.S. stock market as defined by GICS®. GICS enables market participants to identify and analyze companies at four levels of granularity using a common global standard.

Quelle: https://www.spglobal.com/spdji/en/index-family/equity/us-equity/sp-sectors/#overview

vor 1 Stunde von pete1:

Gut, das sollst du ja auch nicht tun. Viel mehr geht es doch darum das Portfolio sinnvoll und strukturiert aufzubauen. Wenn dann aber 50% nur in Tech investiert wird, ist es weder sinnvoll noch strukturiert aufgebaut. Sicherlich gehört Tech auch weiterhin in jedes Portfolio. Aber mit Maß und Ziel. 

Und genau an diesem Punkt bin ich einfach komplett anderer Meinung, da ich diesen Anteil als Basisinvestment ansehe:

Am 3.4.2022 um 13:47 von Glory_Days:

Ich kann diese Einwände bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen - halte sie aber dennoch für falsch. Die Unternehmen in den abgebildeten Indizes sehe ich heute als Basisinvestment des 21. Jahrhunderts - die Produkte/Erzeugnisse dieser Unternehmen werden praktisch in allen Sektoren benötigt (besitzen daher inhärent eine gewisse Diversifikation) und sind aus unserem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Oder anders ausgedrückt: Ohne diese Unternehmen geht in vielen Bereichen heute einfach nichts mehr. Ich halte es stattdessen für gefährlich, diesen Sektor von vorneherein aus seinen Überlegungen/der Asset Allokation auszuschließen - insbesondere da man nicht weiß, wie lange die inflationäre Phase/eine mögliche Stagflation anhalten wird. Dieser Teil wird aber bewusst zum offensiven Teil des Portfolios gerechnet.

Zitat

Ein erster Schritt wäre ja schon gemacht, wenn du beispielsweise einen der beiden ETFs nimmst und damit einen anderen Sektor abbildest, von dem du ebenfalls sehr positive Erwartungswerte für die Zukunft hast. Dann ist das Risiko zwar immer noch erhöht, aber vertretbarer. Einen bestimmten Fokus kann man ja schon auch legen, da spricht nichts dagegen. Nur mit 50% Big Tech ist der Fokus doch etwas zu sehr aus dem Ruder geraten. 

Andere aussichtsreiche Sektoren könnten bspw. Medizintechnik, Pharma, Robotic, Wasserstoffmobilität o.ä. sein. 

Es sind streng genommen auch nicht 50% Big Tech - je nachdem was man unter "Big Tech" denn versteht (klassischerweise nur die fünf Großen Google (Alphabet), Amazon, Facebook (Meta Platforms), Apple und Microsoft). Nach dieser Definition sind es aktuell 21,21% Big Tech - für mich das richtige Maß. Mit den genannten Sektoren hat der NASDAQ-100 Berührungspunkte, d.h. wenn diese Sektoren florieren, wird man daran zumindest implizit davon profitieren. Die Entscheidung für die beiden ETFs wurde bewusst getroffen und mit dieser gehe ich jetzt erstmal ins Rennen :)

vor 21 Stunden von pete1:

Ganz abgesehen von den Aspekten oben, überlappen sich die beiden ETFs extrem.

Extrem ist immer relativ - eine gewisse Überlappung möchte ich nicht verschweigen, aber 30 Überlappungen bei den Positionen (von 75 bzw. 102 Positionen insgesamt) und 46% Überlappung beim Gewicht halte ich nicht für extrem:

 

grafik.thumb.png.603d85951f1fc088e25965849bdd0490.png

grafik.png.567bf75dd89efff9957d000e329e4019.png

 

Aber es geht mir auch gar nicht darum, hier irgendjemand von irgendetwas zu überzeugen (jeder muss seine eigenen Entscheidungen treffen). Genauso wenig möchte ich hier von etwas überzeugt werden. Im Wesentlichen soll es hier um das vorgestellte Portfolio gehen und natürlich ist Feedback und eine kritische Auseinandersetzung mit dem Portfolio immer erwünscht. Grundsatzdiskussionen sind aber vielleicht in anderen Threads besser angesiedelt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 9 Stunden von Glory_Days:

Doch, die Strategie kommt in einem echten Depot zum Einsatz

Oh. Das wusste ich nicht.

Stark :thumbsup:

Hast du dann die erstgenannten ETFs aus den Varianten oder? - also z.B. den S&P Consumer?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
hattifnatt
· bearbeitet von hattifnatt
vor 1 Stunde von Glory_Days:

Kann ich gerne machen

:thumbsup:

vor 1 Stunde von Glory_Days:

Ist das dann ein MSCI-spefizischer Vorgang? Die S&P500 Sektoren beruhen auch auf GICS:

Ja, die koordinieren sich schon untereinander, insofern liegt die Verantwortung nicht alleine bei MSCI, das hatte ich zu tendenziös dargestellt (aber MSCI spielt nun mal eine dominante Rolle bei den Indexprodukten); aus der verlinkten Seite:

Zitat

MSCI and S&P Dow Jones Indices (S&P DJI) are consulting with members of the investment community on potential changes to the GICS structure in 2022.

Hier ist noch ein besseres Dokument, das die Ziele klarer formuliert - man konnte auch Feedback zu den Änderungen über ein Formular einreichen:

https://www.msci.com/documents/1296102/22675532/GICS_Consultation_Update_Nov_29_2021.pdf/fc668545-afc9-0ef5-779c-7d00d9fd5894?t=1638223168737

Zitat

In August 1999, MSCI and S&P Dow Jones Indices announced their agreement to co-develop GICS. The four-tier structure was first introduced with 10 Sectors, 23 Industry Groups, 59 Industries, and 123 Sub-Industries. The structure has since evolved to 11 Sectors, 24 Industry Groups, 69 Industries, and 158 Sub-Industries. This evolution of the GICS structure ensures that GICS is reflective of today’s markets and continues to be an accurate and complete industry framework.

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 14 Stunden von Glory_Days:

Allerdings ist der Anlagezeitraum <1 Jahr bisher, sodass der Stand aktuell zwar zufriedenstellend ist

Seit wann genau führst du dieses Depot? Den Rohstoff ETF hast du ja erst vor Kurzem aufgenommen oder?

 

EDIT:

Ich habe dein Portfolio mal bei Onvista erstellt (mit Variante 1 der ETFs und Xetra Gold).:)

Performance in diesem Jahr bisher ca. 0,5%. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt.

Die beiden Consumer/Versorger ETFs liefen jedenfalls bisher gut in diesem Jahr.

40% des Depots liegen im Plus, 60% im Minus. Das sieht sehr ausgeglichen aus :thumbsup:...hätte ich so nicht erwartet muss ich zugeben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 9 Stunden von Madame_Q:

Oh. Das wusste ich nicht.

Stark :thumbsup:

Hast du dann die erstgenannten ETFs aus den Varianten oder? - also z.B. den S&P Consumer?

Ich habe mich am Ende für die S&P-Sektoren und damit die US-Variante entschieden. Mir waren die definitiv günstigeren Kosten und die wahrscheinlich auch zukünftig bessere Tracking Differenz wichtiger als die vermeintlich bessere geografische Diversifikation (auch bei den World-Varianten ist der US-Anteil der Firmensitze (nicht des Geschäftsanteils) um die 60%).

vor 8 Stunden von hattifnatt:

Hier ist noch ein besseres Dokument, das die Ziele klarer formuliert - man konnte auch Feedback zu den Änderungen über ein Formular einreichen:

https://www.msci.com/documents/1296102/22675532/GICS_Consultation_Update_Nov_29_2021.pdf/fc668545-afc9-0ef5-779c-7d00d9fd5894?t=1638223168737

Interessant - danke für den Hinweis. Von möglichen Änderungen wären die Sektor-ETFs dann natürlich betroffen, von daher ist das sicherlich relevant für das Portfolio. Der Zeitplan scheint so auszusehen:

Zitat

Due to the extension of the feedback period, final changes to the GICS structure are expected to be announced by March 2022 with an expected GICS Direct implementation date in March 2023.

vor 6 Stunden von Madame_Q:

Seit wann genau führst du dieses Depot? Den Rohstoff ETF hast du ja erst vor Kurzem aufgenommen oder?

Umgesetzt habe ich es erst seit März - die Idee existiert schon länger, aber ich musste im Vorfeld noch einiges an 'due diligence' abarbeiten (was man so an der finalen Auswahl wahrscheinlich nicht sieht/sehen kann).

Zitat

Performance in diesem Jahr bisher ca. 0,5%. Ich bin sehr gespannt, wie sich das entwickelt.

Die beiden Consumer/Versorger ETFs liefen jedenfalls bisher gut in diesem Jahr.

Das kommt sicherlich gut hin. Bei mir sind es gerade aufgrund des späteren Anfangszeitpunkts +3,57% - wobei sich die einzelnen Bestandteile bisher folgendermaßen entwickelt haben:

grafik.png.94098fbffbc1909d8ff9bf5aafccb262.png


Allerdings darf man dabei nicht vergessen, dass das Portfolio/die Kurssteigerung hier in Euro getrackt wird, während die Preisfindung der meisten Bestandteile des Portfolios in USD - der sog. Basiswährung - stattfindet. Im Vergleichszeitraum hat der USD gegenüber dem Euro um +2,29% an Wert gewonnen - d.h. ein Großteil des bisherigen Gewinns ist auf Währungseffekte zurückzuführen. Das könnte in Zukunft noch eine größere Rolle spielen und sollte die Sicht bei der Performance-Berechnung nicht vernebeln.

Zitat

40% des Depots liegen im Plus, 60% im Minus. Das sieht sehr ausgeglichen aus :thumbsup:...hätte ich so nicht erwartet muss ich zugeben.

Natürlich ein viel zu kurzer Beobachtungszeitraum bisher - aber ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 16.4.2022 um 08:35 von pete1:

Andere aussichtsreiche Sektoren könnten bspw. Medizintechnik, Pharma [...]

Den Health Care-Sektor könnte man relativ einfach mit dem iShares S&P 500 Health Care Sector UCITS ETF (ISIN: IE00B43HR379, TER: 0,15%, TD: -0,15%) abbilden.

 

Historisch gesehen war das auch ein sehr guter defensiver Sektor - insbesondere die Drawdowns zu den Krisenzeiten seit 1998 waren gegenüber dem Utilities-Sektor geringer und die Performance war nach dem Consumer Discretionary-Sektor die zweitbeste Sektor-Performance und deutlich besser als der Gesamtmarkt (S&P 500):

grafik.thumb.png.7b8dd9c51daec5c2df9c0f2e126cc4db.png


Ausgewählte Drawdowns zu einem Stichtag (mind. ein Sektor -25% vom vorherigen Hoch):

  

grafik.png.c1edc92e872124b02a0168edc5076b7b.png

 

Ebenfalls interessant sind die Korrelationsmatrizen zu den Zeiträumen der Drawdowns:

  • 22.03.1999 - 07.03.2000:

grafik.thumb.png.d22c3737eff6e1880d4185bc4ace6597.png

 

  • 21.05.2001 - 09.10.2002:

grafik.thumb.png.da4bf6713e2cd2c71f9ec5d764990697.png

 

  • 12.09.2008 - 09.03.2009:

grafik.thumb.png.303d02539e8fb8ddc683c9f2844d9f77.png

 

  • 20.02.2020 - 23.03.2020:

grafik.thumb.png.c5dfe80bc1ecff920412b9440395967b.png

 

Und abschließend noch die Korrelations-Matrix für den längsten verfügbaren Zeitraum 10.03.1999 - 18.04.2022:
grafik.thumb.png.7d3cd6619493d1a31e31ca1a9bf65260.png

 

Im Wesentlichen sieht man, dass in Krisenzeiten die Korrelationen der defensiven Aktiensektoren untereinander und mit dem Gesamtmarkt typischerweise relativ hoch sind. D.h. die Korrelation ist mE kein sinnvolles Kriterium für die Auswahl der defensiven Sektoren (Unkorreliertheit in Krisenzeiten kommt optimalerweise durch die anderen Assetklassen in diesem Portfolio zu Stande). Wichtiger im Bezug auf die Auswahl der defensiven Sektoren ist hingegen das Verhalten in Krisenzeiten bzgl. Max Drawdown (effektive Dämpfung im Aktienanteil) sowie der langfristige Rendite-Erwartungswert. Nach diesen beiden Kennziffern sollte man mE die defensiven Aktiensektoren auswählen.

 

Ich würde den Health Care-Sektor daher als ersten Ersatz für die Utilities sehen. Am Ende ist es ein bisschen Geschmackssache - in den letzten 6 Monaten ist der Utilities-Sektor von der Performance her wesentlich besser gelaufen als der Health Care-Sektor (+13,11% vs. 4,98%), auf 1 Jahressicht liegen beide ungefähr gleich auf (11,75% vs 12,40%) und auf 5 Jahressicht war der Utilities-Sektor dem Health Care-Sektor klar unterlegen (47,18% vs. 83,63%). Weitere Vorteile des Health Care-Sektors könnten sein, dass dieser zumindest bei den iShares-Produkten wesentlich liquider ist als der Utilities- und der Consumer Staples-Sektor (Faktor 18 bzw. Faktor 8 beim Anteilsklassenvermögen für die thesaurierende Varianten) und die höhere Anzahl an Positionen (insgesamt 65 vs. 29 im Utilities- bzw. 32 im Consumer Staples-Sektor). Ich nehme den Health Care-Sektor aus all den genannten Gründen als Alternative in den OP mit auf.

Hier auch noch ein Vergleich mit den verschiedenen Kombinationen der defensiven Sektoren abgebildet durch die entsprechenden US-ETFs auf Portfoliovisualizer:
Link

Falls jemand noch eine Quelle für längere Datensätze zu den Sektoren hat, gerne teilen. Ansonsten gibt es zu den Sektoren noch folgende interessante Links:

https://novelinvestor.com/sector-performance/ (interaktive Grafik zu Sektoren vs S&P500)
https://fourpillarfreedom.com/stock-sector-returns/ (lange Datenreihen seit 1974)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Sapine

Die Korrelationen untereinander ebenso wie der max. Drawdown dürften stark durch die Natur der jeweiligen Krise mit beeinflusst werden. Insofern muss man vorsichtig sein mit Verallgemeinerungen. Dennoch ein sehr interessanter Beitrag!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 5 Minuten von Sapine:

Die Korrelationen untereinander ebenso wie der max. Drawdown dürften stark durch die Natur der jeweiligen Krise mit beeinflusst werden.

Sehe ich auch so.

Jede Krise ist eben anders.

 

Allein die Konstellation jetzt, dass wir Zinsen bei ungefähr Null haben in dieser Inflation mit möglicher, baldiger Stagflation ist einzigartig. In den 70ern starteten wir von einem viel höheren Zinsniveau in eine Stagflation. Es ist also schon ein bisschen eine Premiere, die wir gerade erleben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 2 Stunden von Sapine:

Die Korrelationen untereinander ebenso wie der max. Drawdown dürften stark durch die Natur der jeweiligen Krise mit beeinflusst werden. Insofern muss man vorsichtig sein mit Verallgemeinerungen. Dennoch ein sehr interessanter Beitrag!

Auf beliebige Sektoren bezogen würde ich zustimmen (defensive Sektoren sollen aber gerade diese Abhängigkeit von der Art der jeweiligen Krise/von der Krisenursache minimieren, siehe unten) - wobei beide Größen aber natürlich auch generell vom übergeordneten systematischen Risiko (dem sog. „Marktrisiko“) beeinflusst werden. Ich denke aber, dass dieses Marktrisiko größeren Einfluss auf die Korrelation der Sektoren hat („alle Sektoren liegen unterhalb ihres Mittelwertes“) als auf die einzelnen max. Drawdowns („wie tief geht es für den einzelnen Sektor nach unten“).

 

Eine niedrige oder gar negative Korrelation zwischen Sektoren/Anlageklassen in Krisenzeiten bringt per sé wenig, wenn in diesem Zeitraum die Mittelwerte ebenfalls stark negativ sind. Was man in Krisenzeiten eigentlich haben möchte, ist eine negative Korrelation zwischen zwei Anlageklassen wobei eine der Anlageklassen weiterhin einen positiven Mittelwert aufweist. Insofern ist der Korrelationskoeffizient manchmal auch eine etwas tückische Größe, da die Zahl an für sich gesehen ohne Berücksichtigung der Bezugsgröße (den Mittelwerten) irreführend sein kann.

Insofern muss man sich immer vor Augen halten, dass selbst bei einer perfekte Korrelation/oder Antikorrelation von +-1 in einem bestimmten Zeitraum anhand des Korrelationskoeffizienten noch keine Aussage darüber gegeben ist, wie stark der Max Drawdown für die beiden Sektoren/Anlageklassen ausgeprägt wäre (dazu würde man im Falle perfekter Korrelation/Antikorrelation die Steigung der Regressionslinie benötigen; diese kann vom Korrelationskoeffizienten alleine aber nicht abgeleitet werden).

 

Auch vor diesem Hintergrund ist der Max Drawdown die intuitivere und die zum Zwecke der Portfolio-Stabilisierung in Krisenzeiten bessere Größe - denn die defensiven Sektoren sollen in  Krisenzeiten genau den Max Drawdown des Aktienanteils nach unten hin effektiv und zuverlässig abdämpfen. Das ist auch das Wesen der defensiven Sektoren, dass diese möglichst Krisen jeglicher Natur - unabhängig von der genauen Krisenursache - Stand halten sollen. Und dieses Verhalten weisen am ehesten Sektoren mit Gütern/Dienstleistungen auf, ohne die ein Mensch nicht existieren kann - also z.B. Essen & Trinken/Basiskonsumgüter, Energieversorgung und Gesundheitsleistungen. Wenn die Sektoren dann noch in Nicht-Krisenzeiten ähnlich abschneiden wie der breite Markt, dann kann man sich den entsprechenden Diversifikationsgewinn in Krisenzeiten für sein Gesamtportfolio zu Nutze machen.

 

Mein gutes Gefühl bzgl. der verbesserten Diversifikation im Aktienanteil über ausgewählte Sektoren hinweg wäre aber sicherlich noch besser, wenn ich historische Daten >100 Jahre analysieren könnte. Aber wie @Madame_Q schreibt, selbst dann gäbe es natürlich keine Garantie für ein bestimmtes Verhalten von Sektoren in der Zukunft - aber je länger etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass es auch zukünftig funktionieren wird (Lindy-Regel) (zumal es für mich logisch-rational erscheint, warum bestimmte Sektoren in Krisen resilienter sind als andere).

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BeCi
Zitat

Im Wesentlichen sieht man, dass in Krisenzeiten die Korrelationen der defensiven Aktiensektoren untereinander und mit dem Gesamtmarkt typischerweise relativ hoch sind. D.h. die Korrelation ist mE kein sinnvolles Kriterium für die Auswahl der defensiven Sektoren (Unkorreliertheit in Krisenzeiten kommt optimalerweise durch die anderen Assetklassen in diesem Portfolio zu Stande). Wichtiger im Bezug auf die Auswahl der defensiven Sektoren ist hingegen das Verhalten in Krisenzeiten

The Myth of Diversification Reconsidered

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Am 19.4.2022 um 20:06 von BeCi:

Auf welche Punkte möchtest du in diesem Paper genau hinaus? Den folgenden Punkten stimme ich zu:

Zitat

Although diversification is desirable on the downside, investors would prefer that all assets rise in concert and should seek unification on the upside.

Zitat

Diversification often disappears on the downside when it is most needed, and, like an unwieldy umbrella on a sunny day, it is often present on the upside when it imparts no benefit.

Weiterhin schreiben die Autoren:

Zitat

Because they estimate downside correlations from subsamples in which both assets perform poorly, they ignore instances of successful diversification (i.e., periods in which one asset’s gains offset the other’s losses). The authors propose instead that investors measure what matters: the degree to which a given asset diversifies the main growth engine when it underperforms

Das könnte bis zu einem gewissen Grad sowohl mit Diversifikation über Aktien-Sektoren als auch über Anlageklassen möglich sein.
 

@BeCi:
Habe das Paper jetzt ganz gelesen. Verstehe den Ansatz - aber diese Art von Untersuchung mit Schwellwert-Definition bzgl. Renditen habe ich nicht wirklich durchgeführt (wenngleich die Reduktion des Beobachtungszeitraum auf starke Drawdown-Zeiten dem gewissermaßen nahe kommt). Die Korrelations-Asymmetrie zwischen Downside- und Upside-Diversification wird von den Autoren bei Aktien - unabhängig von der Art der Berechnung des Korrelationskoeffizienten - ja auch bestätigt:

Zitat

This correlation profile represents downside unification and upside diversification and is therefore undesirable to investors.

Gleichzeitig stellen die Autoren fest, dass die Berechnungsart des Korrelationskoeffizienten (d.h. die Einschränkung beider Anlageklassen auf Rendite-Schwellwerte) zumindest bei Aktien(arten) keinen nennenswerten Einfluss auf das Erscheinungsbild des Korrelationsprofils hat, da diese grundsätzlich eine hohe Grundkorrelation haben und sich deshalb die Renditen tendenziell im 1. und 3. Quadranten aufhalten:

Zitat

It does not appear to make much difference whether we condition on the returns of one asset or both assets. This is because the two assets have a relatively high correlation to start.
As a result, most observations are in the lower-left and upper-right quadrants anyway, and we therefore retain most of them when we impose the double condition.

Diese Beobachtung/Aussage gilt sicherlich auch bis zu einem gewissen Maße für Aktien-Sektoren aufgrund des systematischen Risikos, dem alle Aktien unterliegen. Daher handelt es sich hier um eine "echte" Korrelations-Asymmetrie (und um kein Artefakt aufgrund der Berechnungsmethodik), die aber leider gerade unvorteilhaft für den Anleger ist. Auch vor diesem Hintergrund ist die Berücksichtigung des Max Drawdown in Phasen hoher Downside-Diversification bei der Auswahl der Aktien-Sektoren wichtiger. Die enge Verknüpfung der Begriffe Diversifikation und Korrelation ist in meinen Augen auch mit Vorsicht zu genießen, da ein ähnliches/identisches Korrelationsprofil zwischen verschiedenen Anlageklassen nicht notwendigerweise das gleiche Ergebnis auf Portfolio-Ebene hervorrufen muss (siehe oben).
 

Im Paper fällt der Beobachtungszeitraum natürlich auch gerade in die Zeit fallender Zinsen - das Ergebnis hinsichtlich Anleihen ist also nicht sonderlich überraschend. Darauf weisen die Autoren dann ja auch selbst hin:

Zitat

That said, interest rates are near zero as we write this article in February 2021. We therefore cannot expect Treasury bonds to rally as much during equity sell-offs as they have in the past.

Insgesamt erscheinen mir die Effekte als nicht groß genug, um die zusätzliche Komplexizität des Ansatzes zu rechtfertigen. Im Endeffekt behandelt das Paper bekannte intuitive Sachverhalte (siehe Zitate weiter oben), liefert dabei aber kaum Lösungsansätze und kommt zu dem aus meiner Sicht richtigen Schluss:

Zitat

Unfortunately, when we make these adjustments, we conclude that most pairs of asset classes exhibit unfavorable correlation profiles.

D.h. die perfekte Diversifizierung in der Theorie (Downside-Diversification aber Upside-Unification) ist extrem selten - gerade im Bezug auf Aktien und wenn Anleihen in einem steigenden Zinsniveau aufgrund eines dann negativen Erwartungswertes wegen der Kursverluste als Diversifikatoren ausfallen.

Auch gefällt mir der Titel des Papers nicht wirklich, denn dass Diversifikation immer vorteilhaft sei, würden wohl die wenigsten Anleger behaupten. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort kann sie aber sehr nützlich sein. Und dafür ist die Theorie im Hinterkopf sicherlich hilfreich - passende Anlageklassen backen kann man sich damit aber leider auch nicht.

Und die Hauptkritikpunkte am Korrelationskoeffizienten generell (siehe oben) bleiben natürlich bestehen.

Die Diskussion über den Korrelationskoeffizienten erinnert mich ein bisschen an das Sharpe-Ratio Problem, das im Paper 'Moneyball for Modern Portfolio Theory - The Sharpe Ratio Problem and Cole Wins Above Replacement Portfolio Solution' (Link - Anmeldung benötigt) diskutiert wird:

Zitat

- Sharpe Ratios are not additive

- Sharpe Ratios ignore skew and correlations

- Sharpe Ratios do not measure liquidity risk
- Sharpe Ratios reward managers who "pad" their statistics

Im Paper wird dann eine neue Metrik - das CWARP™ vorgeschlagen, um die Probleme der Sharpe Ratio auf zu überwinden. Dabei kommen das Sortino-Ratio (S) und das Return to Max Drawdown (RMDD) zum Einsatz (es wird von einem Ausgangsportfolio (p) ausgegangen und ein zusätzliches Gewicht der in Frage kommenden Anlageklasse von 25% hinzugefügt zum neuen Portfolio (n) hinzugefügt, d.h. die Größe betrachtet die Änderung durch das Hinzufügen der neuen Anlageklasse):

 

grafik.png.41c5b161ca7405a148b6fdb111e11751.png

Zitat

CWARP provides a simple score that measures whether any investment will improve or hurt a pre-existing portfolio, measuring return, downside volatility, and maximum drawdown altogether.

Folgende Aussage liefert dann das Vorzeichen dieser aus meiner Sicht recht cleveren Größe:
 

grafik.png.17e49d9f6ce2f97e5673eea8dc21702e.png

 

Im Paper werden dann einerseits ein 100% S&P 500-Portfolio und ein 60/40-Portfolio aus S&P 500 und U.S. Treasury Bonds als Ausgangsportfolio herangezogen und das CWARP™ für verschiedene Anlageklassen im Zeitraum 2008 - 2020 berechnet. Auf den vorderen Plätzen mit CWARP™ > 0 liegen nach dieser Metrik Long Volatility, Gold, Anleihen, Managed Futures - also im Wesentlichen die bekannten Anlageklassen, wenn man die exotischen und für den Privatanleger schwierig investierbaren mal an dieser Stelle ausgeklammert.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Minderleister

Ah sehr schön, noch ein US Kollege :prost:

Habe eine ähnliche Konstellation wo der ETF-Public-Equity-Part aus 70% Nasdaq 100, 20% S&P 500 Health Care und 10% S&P 500 Consumer Staples besteht.

 

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Immer wieder interessant/bemerkenswert ist die starke Zeitabhängigkeit für das Ergebnis von Portfolion (hier für die Beimischung von Gold - das Ergebnis für breit diversifizierte Rohstoffe ist in den Betrachtungszeiträumen sehr ähnlich):

 

Aktien = 100% S&P 500
Aktien/Gold1 = 90% S&P500/10% Gold

Aktien/Gold2 = 80% S&P500/20% Gold

Aktien/Gold3 = 70% S&P500/30% Gold

Gold = 100% Gold

  • Zeitraum 1992 - 2022 (Link)

grafik.thumb.png.e8c39ea9f7d4eacb7c5cc34c1306ff39.pnggrafik.thumb.png.777a6241d1df460a3e3e7c82e2119d63.png

 

  • Zeitraum 2000 - 2022 (Link)

grafik.thumb.png.66073168bf30c698b182e847957831b5.pnggrafik.thumb.png.a1a19d34bff742d5848f541e66ca5005.png

 

Für genau solche Szenarien ist der defensive Teil des Portfolios zuständig und hilfreich - wobei dieser anteilmäßig größer ausfallen sollte, je kürzer der Anlagehorizont ist. Auch mit Hinblick auf die Unsicherheit, welcher Zeitraum es am Ende genau sein wird, in dem man selbst investiert ist. Vergleichbare Backtests in den 1950 - 1970, den 1970 - 1990 Jahren würden mit Sicherheit wesentlich anders aussehen. Vergangene Backtests sind daher im Hinblick auf die zukünftige Portfolio-Optimierung was den Recency Bias angeht sehr gefährlich - die Beimischung defensiver Anlageklassen zum Zwecke der Portfoliostabilisierung hat aber über alle Jahrzehnte des letzten Jahrhunderts hinweg durchgehend funktioniert.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Madame_Q
· bearbeitet von Madame_Q
vor 31 Minuten von Glory_Days:

wobei dieser anteilmäßig größer ausfallen sollte, je kürzer der Anlagehorizont ist.

:thumbsup:

vor 31 Minuten von Glory_Days:

Auch mit Hinblick auf die Unsicherheit, welcher Zeitraum es am Ende genau sein wird, in dem man selbst investiert ist.

:thumbsup:

Das ist, was man oft nicht beachtet. Es zählt nur der individuelle Anlagezeitraum von jedem von uns und der kann in der einen oder anderen Zeit/Marktphase stattfinden.

So gesehen bringen einem Anleger, der nur 10-15 Jahre anlegt, 100 Jahre reiner Aktienchart manchmal weniger, als man denkt.

Man muss einfach wissen, dass man nicht mal massive Aktiencrashs benötigt, um mit einer reinen Aktienanlage über 15 Jahre gerade mal mickrige 1-2% Nominalrendite zu "erwischen".

Zeiträume, die dick in die 70er hineinliefen, waren z.B. solche Zeiten:

vor 31 Minuten von Glory_Days:

Vergangene Backtests sind daher im Hinblick auf die zukünftige Portfolio-Optimierung was den Recency Bias angeht sehr gefährlich

:thumbsup:...und aktuell besonders, was Anleihen angeht, wenn man sich zu stark auf die letzten 40 Jahre versteift. 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days

Ich bin mir manchmal gar nicht sicher, ob die ganzen Backtest-Tools - die wir heute alle haben - wirklich hilfreich sind, oder im Gegenteil vielleicht sogar destruktiv/fatal sein könnten, was heutige Entscheidungen für die Zukunft angeht. Wir behandeln die letzten 40 Jahre so, als wären sie der Normalzustand gewesen und als würde sich dieser Normalzustand immer weiter in die Zukunft fortsetzen. Wer die Kapitalmärkte der letzten Jahrhunderte studiert hat, wird merken, dass die letzten 40 Jahre im historischen Vergleich eher ein Ausreißerzustand waren als der Normalzustand. Das Problem betrifft nicht nur uns Privatanleger oder ratgebende User hier im WPF, sondern auch professionale Fondsmanager, die ihre Strategien in Zeiträumen ohne optimale Daten nicht testen. Damit tun sie aber in etwa so, als hätte sich all das Geschehen an den Kapitalmärkten vor 1980 nicht abgespielt/nicht existiert.

Nur sehr wenige Investoren sind bereit, ihren Anlageerfolg der letzten Jahrzehnte weniger auf ihre eigenen Fähigkeiten zurückzuführen, als auf das Glück genau in dieser Phase der Kapitalmärkte angelegt haben zu können. Eine wohltuende Ausnahme ist hier Bill Gross, der Co-Gründer von PIMCO, der aufgrund seines fabelhaften Anlageerfolgs mit Anleihen in den 1990er-2000er den Spitznamen 'Bond King' erhalten hatte:

Zitat

But let me admit something. There is not a Bond King or a Stock King or an Investor Sovereign alive that can claim title to a throne. All of us, even the old guys like Buffett, Soros, Fuss, yeah – me too, have cut our teeth during perhaps a most advantageous period of time, the most attractive epoch, that an investor could experience. Since the early 1970s when the dollar was released from gold and credit began its incredible, liquefying, total return journey to the present day, an investor that took marginal risk, levered it wisely and was conveniently sheltered from periodic bouts of deleveraging or asset withdrawals could, and in some cases, was rewarded with the crown of "greatness." Perhaps, however, it was the epoch that made the man as opposed to the man that made the epoch.

 

Bill Gross, Man in the Mirror April 03, 2013 (Link)

Natürlich ist nicht gänzlich ausgeschlossen, dass die nächsten 40 Jahre ähnlich werden wie die letzten 40 Jahre - aber alleine die Geschichte der Kapitalmärkte lehrt uns, dass das sehr unwahrscheinlich ist.

vor 38 Minuten von Madame_Q:

:thumbsup:...und aktuell besonders, was Anleihen angeht, wenn man sich zu stark auf die letzten 40 Jahre versteift.

Was mir sowieso bei allen Backtest-Plattformen fehlt, ist der Fokus auf reale Renditen/Kennzahlen nach Steuern. Portfolio Visualizer bietet hier wenigstens einen Inflation-adjusted Graph an, und die Inflation-adjusted CAGRs sind dann hinter einem Tooltip versteckt - von Steuern aber keine Spur. Dabei wären reale Kennzahlen nach Steuern die einzigen für den Anleger relevanten. Auch aus diesem Grund sehe ich bei den Backtest-Plattformen noch viel Luft nach oben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Madame_Q
vor 1 Minute von Glory_Days:

Ich bin mir manchmal gar nicht sicher, ob die ganzen Backtest-Tools - die wir heute alle haben - wirklich hilfreich sind, oder im Gegenteil vielleicht sogar destruktiv/fatal sein könnten, was heutige Entscheidungen für die Zukunft angeht.

Da hast du wohl sowas von recht.

Ich bin ja auch eine, die gerne mit diesen Backtest-Tools herumspielt, aber ich nutze sie eher, um mir vor Augen zu führen, dass man eben nichts vorhersagen kann. Wer weiß, was er tut mit diesen Tools und z.B. versteht, dass jede Assetklasse ihre Zeit hat und auch in Zukunft haben wird) für den besteht eher weniger Gefahr. Besonders Anfänger neigen aber sehr dazu, ihre Produkte anhand von Rückblicken auszuwählen. Ein Paradebeispiel ist ja Fondsweb, wo man sehr leicht die besten Fonds der letzten 10 oder 15 Jahre ausfindig machen kann und dann dazu verleitet wird, in diese JETZT zu investieren. Dass das aber genau das Laufen ins offene Messer ist, verstehen Laien nicht.

vor 4 Minuten von Glory_Days:

Wir behandeln die letzten 40 Jahre so, als wären sie der Normalzustand gewesen und als würde sich dieser Normalzustand immer weiter in die Zukunft fortsetzen. Wer die Kapitalmärkte der letzten Jahrhunderte studiert hat, wird merken, dass die letzten 40 Jahre im historischen Vergleich eher ein Ausreißerzustand waren als der Normalzustand.  Das Problem betrifft nicht nur uns Privatanleger oder ratgebende User hier im WPF, sondern auch professionale Fondsmanager, die ihre Strategien in Zeiträumen ohne optimale Daten nicht testen. Damit tun sie aber in etwa so, als hätte all das Geschehen an den Kapitalmärkten vor 1980 nicht existiert.

Ganz genau :thumbsup: Gut formuliert. Das Risiko, zu glauben, dass alles so weiter läuft wie die letzten 40 Jahre, ist eben das Risiko selbst.

vor 10 Minuten von Glory_Days:

Natürlich ist nicht gänzlich ausgeschlossen, dass die nächsten 40 Jahre ähnlich werden wie die letzten 40 Jahre - aber alleine die Geschichte der Kapitalmärkte lehrt uns, dass das sehr unwahrscheinlich ist.

Wir wissen es schlichtweg nicht und daher sollte man eben diversifizieren, wo es nur geht. Wer es nicht tut, geht einfach mehr Risiko ein. Dieses Risiko muss sich nicht unbedingt verwirklichen (wie du ja gerade schreibst), aber es ist da. Es ist eine Art der Definition von Risiko und meiner Meinung nach sinnvoller als z.B. eine Kennzahl wie die Volatilität.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Madame_Q
vor 38 Minuten von Glory_Days:

Was mir sowieso bei allen Backtest-Plattformen fehlt, ist der Fokus auf reale Renditen/Kennzahlen nach Steuern

Das stimmt.

Das ist ein riesen Schwachpunkt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...